Berlin – Der moskautreue Präsident der Ex-Sowjetrepublik Moldau, Igor Dodon, wirft der EU schwere Versäumnisse bei der Kontrolle millionenschwerer Finanzhilfen an sein Land vor. "Die Europäische Union hat Moldawien zwischen 2007 und 2015 mit mehr als 782 Millionen Euro unterstützt. Mindestens die Hälfte dieses Geldes ist in dunkle Kanäle verschwunden", sagte Dodon der "Welt" (Mittwoch).

"Korrupte Mitglieder der verschiedenen angeblich proeuropäischen Regierungen in meinem Land haben es gestohlen", kritisierte der moldauische Präsident. Die Auszahlungen aus dem Westen hätten viel stärker an Bedingungen geknüpft werden müssen, sagte Dodon. Auch bilaterale Kredite in Milliardenhöhe seien "zu einem wesentlichen Teil" in falsche Hände geflossen.

Es müsse alles dafür getan werden, dass die Finanzhilfe aus der EU künftig auch bei den Bürgern landen und für Reformen verwendet werden. "Wie sollen Bürger in Deutschland, die in einfachen Wohnungen leben, verstehen, dass ihre Steuergelder nach Moldawien geflossen sind, wo korrupte Politiker das Geld dazu verwendeten, sich Schlösser in Deutschland zu kaufen?"

Moldau mit seinen rund 3,5 Millionen Einwohnern gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Die frühere Sowjetrepublik ist zerrissen zwischen einer Regierung, die einen EU-Beitritt anstrebt, und einer prorussischen Opposition. 2014 rückte das Land mit dem Partnerschaftsabkommen näher an die EU heran. Russland kritisiert dies scharf. Seit Ende 2016 ist der moskautreue Sozialist Dodon Präsident. Proeuropäische Politiker würden Dodon am liebsten wieder absetzen. (APA, 5.4.2017)