Seine Ausbreitung in Europa begann in den 1930er Jahren: der nordamerikanische Waschbär.

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Wird oft mit dem Waschbären verwechselt: der aus Ostasien stammende Marderhund.

Foto: Tanja Duscher/Vetmeduni Vienna

Wien – Auf den ersten Blick sehen sie einander recht ähnlich: der Waschbär (Procyon lotor) und der weniger bekannte Marderhund (Nyctereutes procyonoides). Sie sind ungefähr gleich groß, tragen beide eine "Gesichtsmaske", leben bevorzugt in Wäldern und sind Allesfresser. Und beide sind in Europa Neozoen: Der Waschbär wurde aus Nordamerika eingeschleppt, der Marderhund aus Ostasien.

Biologisch gesehen hingegen stehen sie einander nicht allzu nahe. Der Waschbär zählt zur weitläufigen Marderverwandtschaft, der Marderhund hingegen zu den Echten Hunden, was das vermeintliche Waschbär-Double zu einem Verwandten von Fuchs und Wolf macht. Diese Verwandtschaft ist auch für einen anderen Unterschied zwischen diesen beiden Spezies relevant. Und dem haben sich nun österreichische Forscher gewidmet, wie die Veterinärmedizinische Universität Wien berichtet: nämlich wie stark die beiden Räuber Parasiten verbreiten.

Hintergrund der Studie ist, dass die beiden Spezies in ihrer Ausbreitung ausgesprochen erfolgreich sind – auch in Österreich kommen sie bereits vor. In manchen Gebieten Europas sind sie mittlerweile sogar die häufigsten Raubtiere, berichtet die Vetmeduni. Das hat zum einen Auswirkungen auf die einheimische Ökologie. Das bedeutet aber auch, dass ihre Rolle als Überträger von Krankheitserregern genauer unter die Lupe genommen werden muss. Denn beide kommen als Wirt für unterschiedliche Parasiten wie den Fuchsbandwurm oder den Waschbärspulwurm in Frage, die sich auch auf den Menschen übertragen können.

"Cleane" Waschbären

Vetmed-Forscher um Georg Duscher vom Institut für Parasitologie untersuchten nun erstmals Proben österreichischer Tiere im Labor auf die genetischen Spuren parasitärer Erreger. Dabei zeigte sich, dass der Waschbär derzeit ein geringeres Risiko darstellt als der Marderhund.

"In den Waschbärproben konnten wir bislang keine Parasiten nachweisen", sagt Duscher Dieses Ergebnis stimme auch mit den Untersuchungen in anderen europäischen Ländern überein, die ebenso kaum relevante Erreger nachweisen konnten. Als Grund vermutet er, dass die Waschbären ursprünglich vorwiegend aus Gehegehaltung stammen und durch die tierärztlichen Kontrollen aus dieser Zeit noch weitgehend frei von Parasiten seien.

Parasitäres Gewürm

Der Marderhund hingegen wurde als größeres Risiko identifiziert. Neben Parasiten, die nicht auf den Menschen übertragen werden können, wiesen die Forschenden sowohl den Fuchsbandwurm als auch den Dunker-Muskelegel in einzelnen Proben nach. Dabei zeigten sich auch regionale Unterschiede: Die Infektionen mit dem Fuchsbandwurm waren auf den Westen, jene mit dem Muskelegel auf den Osten beschränkt. In beiden Gegenden waren auch bei den dort heimischen Füchsen die Parasiten jeweils nachweisbar.

Unabhängig vom Ort war dagegen die Infektion mit dem Parasiten Babesia cf. microti. Auch dieser Parasit kann von Füchsen übertragen werden. Den Forschern gelang damit der erstmalige Nachweis einer parallelen Infektion der beiden Tiere in Europa. "Der Marderhund ist damit eindeutig ein zusätzlicher Überträger fuchstypischer Parasiten und sollte regelmäßig kontrolliert werden", bilanziert Duscher die Ergebnisse. (red, 5. 4. 2017)