Rom – Gaius Caesar Augustus Germanicus, bekannt unter dem Beinamen Caligula ("Stiefelchen"), wurde im Jahr 37 unserer Zeitrechnung zum römischen Kaiser ernannt. Schon vier Jahre später wurde er von seiner eigenen Prätorianergarde ermordet. In die Geschichte ist seine kurze Kaiserzeit als von Willkür geprägte Schreckensherrschaft eingegangen.

Caligulas weniger bekannte Seiten

Caligula hatte aber auch weniger bekannte Facetten: So war er der Göttin Diana eng verbunden. Am Ufer des Nemi-Sees, 30 Kilometer südlich von Rom, ließ er das Heiligtum der Diana Nemorensis restaurieren. Bereits in der Bronzezeit gab es am Nemi-See einen Opferplatz, welcher ab der Römerzeit der Verehrung Dianas diente.

Weiters soll Caligula den Bau mehrerer enormer Schiffe in Auftrag gegeben haben – über die Zahl gehen die Angaben in den historischen Quellen auseinander. Die Reste eines etwa 100 Meter langen Schiffes wurden beim Bau des Flughafens Rom-Fiumicino freigelegt, wo sich einst ein Hafen befunden hatte. Zwei andere Caligula zugeschriebene Schiffe wurden in den 1930er Jahren aus dem Nemi-See geholt.

Die Riesenschiffe

Die beiden Schiffe hatten im Verhältnis zu dem kleinen See vollkommen überproportionale Ausmaße: Das erste Schiff war 73 Meter lang und 24 Meter breit, das zweite maß 71 Meter Länge und 20 Meter Breite. Auf einem der Schiffe stand ein Tempel für die Göttin Diana, der mit Marmorsäulen, Mosaikböden und vergoldeten Bronzeziegeln geschmückt war. Das zweite Schiff trug eine Palastanlage für Caligula mit einem Warmwassersystem, das Thermen an Bord versorgte.

Ob die Schiffe sofort nach dem Sturz Caligulas versenkt wurden oder erst später untergingen, ist mangels Quellen ungeklärt. 1930 wurde unter dem Mussolini-Regime der See abgepumpt, um die beiden gut erhaltenen Wracks aus dem Schlick heben zu können. Sie wurden in einer eigens dafür errichteten mächtigen Museumshalle untergebracht. Unter ungeklärten Umständen wurden sie im Jahr 1944 bei einem Brand nahezu restlos vernichtet.

Die Suche läuft

Manche Archäologen vermuten jedoch, dass sich noch ein drittes Schiff auf dem Grund des Sees befinden könnte. Anlass dafür sind Passagen auf einigen Manuskripten aus dem 16. Jahrhundert.

Das mag eine vage Hoffnung sein, dennoch begann am Mittwoch eine Suchaktion unter der Leitung des Denkmalschutzes der Region Latium. Tauchereinheiten der Carabinieri und der italienischen Küstenwache suchen mit Sonar-Geräten nach dem zumindest vorerst noch hypothetischen Schiff. (APA, red, 6. 4. 2017)