Antibiotika zählen zu den bedeutendsten Entwicklungen der Medizin. Penicillin und viele Folgepräparate nahmen Krankheiten wie Syphilis, Lungenentzündung, Wundinfektionen, Blutvergiftung oder Scharlach den Schrecken.

Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg damit kontinuierlich an und bakterielle Infektionen liegen als Todesursache inzwischen weit hinter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Langsam entwickeln sich einige dieser Infektionen jedoch wieder zu einer gesundheitlichen Herausforderung. Der Grund: Zunehmende Antibiotika-Resistenzen.

Zu häufige und falsche Verwendung

"Antibiotika zählen heute zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamenten bei Menschen, Tieren und in der Landwirtschaft", erklärt Oskar Janata. Facharzt für Innere Medizin und Antibiotika-Spezialist am SMZ-Ost in Wien. Dabei ist die Anwendung eigentlich nur für besonders schwerwiegende bakterielle Infektionen vorgesehen. "Die zu sorglose und ungenaue Gabe führte über Jahrzehnte zur Zunahme bakterieller Krankheitserreger, die gegenüber Antibiotika weniger empfindlich oder sogar völlig resistent geworden sind."

Dazu kommt, dass Antibiotika oft nicht richtig eingenommen werden. Etwa jeder zweite Patient setzt die Therapie zu früh ab, obwohl Erreger noch nicht vollständig eliminiert sind. Faktoren wie ein zu frühes Absetzen der Therapie, eine zu niedrige Dosierung oder eine zu lange Therapiedauer fördern letztendlich die Resistenzbildung.

Multiresistente Gefahr in Krankenhäusern

Weltweit spitzt sich das Problem der steigenden Antibiotika-Resistenzen zu. Um die Forschung und Entwicklung neuer wirksamer Substanzen voranzutreiben, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) daher eine Liste mit den 12 gefährlichsten Bakterien, gegen die besonders dringend neue Medikamente gebraucht werden, veröffentlicht. Denn diese Erreger sind zunehmend resistent gegen gängige Arzneimittel und können potentiell tödliche Infektionen auslösen.

Besonders Keime, gegen die mehrere Antibiotika machtlos sind, machen der WHO Sorgen. Diese multiresistenten Bakterien verändern sich ständig, werden gegen neue Medikamente immun und können diese Immunität auch an andere Keime weitergeben. Ein großes Problem stellen sie in Krankenhäusern und Pflegeheimen dar, wo viele Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu finden sind. Diese Personen sind besonders gefährdet. Eine aktuelle europäische Studie zeigt, dass Krankenhauskeime jährlich 2,6 Millionen Infektionen auslösen und 91.000 davon tödlich enden.

Janata betont: "In Österreich sind die resistenten Keime derzeit noch gut zu handhaben. Doch wir müssen dringend darauf achten, dass das auch so bleibt und dürfen die Situation nicht unterschätzen." Er rät zur Vorsicht, insbesondere um das Einschleppen und Übertragen der gefährlichen Erreger zu vermeiden: "Die korrekte Händehygiene der Mitarbeiter im Krankenhaus, aber ebenso von Patienten und Besuchern, ist die wichtigste Maßnahme, eine Erregerübertragung zu verhindern!"

Neue Therapieoptionen verfügbar

Auf der Liste der WHO befinden sich unterschiedliche Bakterienfamilien gegliedert nach Prioritäten, in denen es zu forschen gilt. Zur Gruppe der aktuell gefährlichsten Keime weltweit gehören demnach unter anderem die zwei Bakterienfamilien Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae (CRE) und schwer behandelbare Pseudomonas aeruginosa. Konkret gegen diese konnte das Pharmaunternehmen Pfizer nun ein neues Antibiotikum auf den österreichischen Markt bringen. (red, 5.4.2017)