Es ist ein sicher aufmunterndes Signal an die rund 60.000 Studierenden der steirischen Universitäten – und wohl auch darüber hinaus: Nehmt das mit den wissenschaftlichen Qualitätsmaßstäben nicht gar so ernst.

Geht es nach Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl und anderen führenden ÖVP-Repräsentanten in der Steiermark, ist es nicht weiter schlimm, wenn bei einer Dissertation auch mal geschummelt und abgekupfert wird. Landesrat Christian Buchmann habe "Fehler in einer Grauzone unseres Bildungssystems gemacht wie wahrscheinlich tausende andere auch", wiegelt Nagl ab. Also wurscht. Rücktritt? Wirklich nicht. Viel wichtiger sei, und da ist sich die gesamte ÖVP-Führung einig, dass die "anonymen politischen Heckenschützen", die laut Nagl am Werk sind, dingfest gemacht werden. Jene, die den Plagiatsexperten Stefan Weber beauftragt hatten, Buchmanns Diss zu prüfen, und damit die Aberkennung seines Doktortitels initiiert hatten.

"Bespitzelung und Vernaderung dürfen nicht zum politischen Alltag werden", polterte Nagl. Verwerflich sind also nicht Buchmanns wissenschaftliche Schlampereien, sondern jene, die darauf hingewiesen haben. Ein jämmerliches Stück politischer Kultur, das da abgeliefert wird.

Es sind Nagl, Schützenhöfer und Co, die sich als Heckenschützen betätigen. Sie attackieren das gesellschaftliche Gut und die Integrität von Wissenschaft und Universität. (Walter Müller, 5.4.2017)