Wien – "Die Digitalisierung beeinflusst unsere Wirtschaft so stark wie kaum etwas anderes", stellte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kürzlich fest. Wo aber können sich Anleger ein Scheiberl vom digitalen Kuchen abschneiden? Nun, es gibt eine ganze Menge an Unternehmen, die man nicht auf den ersten Blick sieht, die aber bei der Digitalisierung ordentlich mitmischen.

Eines davon ist die Stuttgarter Cenit: Ihr Hauptgeschäft sind Softwarelösungen für die digitale Produktentwicklung oder die Simulation von Fertigungsprozessen. Dabei arbeitet das Unternehmen eng mit dem französischen Visualisierungskonzern Dassault Systèmes zusammen, aber auch IBM und SAP sind Partner. Der Betrieb läuft rund, das Unternehmen schafft es immer wieder, bei internationalen Projekten federführend mit dabei zu sein. So waren die Schwaben auch bei der ersten Erdumrundung eines Solarflugzeugs – der Solar Impuls, entwickelt vom Schweizer Visionär Bertrand Piccard und André Borschberg – mit an Bord.

Noch nicht am Zenit

2015 wurde trotz eines Erlösrückgangs von 1,55 Prozent auf 121,48 Millionen Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 10,60 Millionen Euro eingefahren – nach 9,33 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Aktie hat in drei Jahren mehr als 75 Prozent zugelegt. Angesichts einer Nettoliquidität von mehr als 30 Mio. Euro und einem Free Cashflow, den die Analysten für 2016 auf mehr als acht Millionen Euro schätzen, sollte Cenit – trotz der Übernahme der französischen Keonys für sechs Millionen Euro – einen Euro je Anteilsschein auszahlen.

Das würde einer Rendite von fünf Prozent zum Börsenkurs von rund 20 Euro bei Redaktionsschluss entsprechen. Zum Vergleich: Die Dividende pro Aktie verdreifachte sich von 2011 bis 2015 von 30 Cent auf einen Euro.

Ebenfalls aus Stuttgart kommt der 1987 gegründete IT-Lösungsanbieter GFT, der mit mehr als 4700 Mitarbeitern in zwölf Ländern in 32 Standorten international präsent ist. Wesentlicher Umsatztreiber war im Vorjahr die hohe Nachfrage nach Lösungen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen bei Kunden aus dem Retail-Banking. Die Geschäfte laufen gut, besonders stark wächst man vor allem in Großbritannien und den USA. Der Konzernumsatz legte im dritten Quartal um 15 Prozent auf mehr als 106 Mio. Euro zu; das Ergebnis wurde im gleichen Zeitraum um acht Prozent auf rund 12,5 Mio. Euro gesteigert.

Im Visier der Leerverkäufer

Die Aktie ist in den vergangenen drei Jahren um mehr als 110 Prozent gestiegen, war zuletzt aber ins Visier von Leerverkäufern, namentlich des Hedgefonds-Blackrock-Investment-Managements, geraten und verlor in den vergangenen zwölf Monaten rund 20 Prozent, davon allein heuer 15 Prozent. Experten wie Sebastian Droste von der Investmentbank Equinet, halten den Titel auf dem aktuellen Niveau jedoch für unterbewertet und rechnen mit Kursgewinnen; sein Kursziel liegt bei 28 Euro. Andreas Wolf von Warburg Research hat zwar das Kursziel gesenkt, bleibt bei der Aktie aber kaufoptimistisch. Er hält einen Kurs von 24 Euro für möglich.

Zum Schluss noch ein Tipp für Patrioten; nämlich die österreichische Fabasoft mit Sitz in Linz und Tochtergesellschaften in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien und den USA. Ihr Hauptprodukt ist die eGov-Suite, die heute in der öffentlichen Verwaltung in fast ganz Österreich, und verbreitet in Deutschland und der Schweiz, verwendet wird. Das Unternehmen, dessen Name eine Abkürzung aus Fallmann Bauernfeind Software ist, hat in den neun Monaten von April bis Dezember 2016 zwar etwas weniger umgesetzt, aber mehr verdient. Der Wert der Aktie, die an der Börse Frankfurt notiert, ist in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 60 Prozent gestiegen. (Reinhard Krémer, 6.4.2017)