Warum man denn unbedingt nach Sibirien reisen muss, wenn es "eh auch alles" in Österreich gibt, fragte zuletzt ein User im STANDARD-Forum. Da es auch in Österreich mehr als genügend Orte zu entdecken gibt, habe ich diese Idee nun in die Tat umgesetzt: Gemeinsam mit Freunden waren wir an einem Wochenende in Mühlbach am Hochkönig, ein Trip hinaus aus der Stadt und hinein in die Natur.

Foto: Michael Prügl

Tierisch gute Anreise

Wir starten unser Abenteuer mit dem Auto von Wien aus und kommen ohne Probleme in unserer Unterkunft an. Erst bei der Einfahrt auf das Gelände des Bauernhofs kommt es zu Fahrtverzögerungen. Einige Esel blockieren den Weg und zeigen keine Intention, ihren gerade gefundenen Lieblingsplatz allzu schnell wieder verlassen zu wollen.

Was für eine Einstimmung auf ein ruhiges Wochenende. Unsere Lieblingsbeschäftigung für die nächsten Tage: Tiere streicheln. Hier gibt es, wie auf Noahs Arche, wohl von jeder Tierart zumindest zwei Exemplare. Der Berner Sennenhund Benno führt uns zu unserer Unterkunft und ist als "Chef" des Bauernhofs auch in den nächsten Tagen immer wieder präsent.

Jede Minute zählt

Der Plan für den nächsten Tag: Früh raus, um den Sonnenaufgang zu genießen. Auf Anraten des Wirtes, der uns mit köstlichen Salzburger Spezialitäten versorgte, machen wir uns auf den Weg Richtung Arthurhaus am Fuße des Hochkönigs. Für unseren Schlendrian werden wir sofort bitter bestraft: Wir schaffen es nicht rechtzeitig außer Haus und verpassen den Sonnenaufgang um ein paar Minuten – und damit auch das beste Licht für Fotos. Wir nehmen uns vor, es am nächsten Morgen zu schaffen – für den heutigen Tag geht es zum Königssee und Hintersee in Bayern.

Foto: Michael Prügl

Unterwegs auf Umwegen

Der Nationalpark Berchtesgarden eignet sich aufgrund seiner geografischen Lage perfekt für einen kurzen Ausflug von Mühlbach aus. Am Königssee angekommen, machen wir eine halbstündige Überfahrt nach St. Bartholomä, die nicht nur nur eine große Portion bayrischen Humor mit sich bringt, sondern auch das weltberühmte Echo vom Königssee, das man einfach einmal gehört haben muss.

In St. Bartholomä angekommen begeben wir uns auf die Suche nach der Eiskapelle am Fuße der Ostwand des Watzmanns. Eine Abkürzung entpuppt sich als kapitaler Umweg, aber dennoch erreichen wir die zu dieser Jahreszeit noch nicht begehbare Eiskappelle und bewundern gemeinsam mit rund 30 anderen Touristen die spektakulären Lawinenabgänge, die man im vom Gipfel aus, bis wenige hundert Meter über dem eigenen Standpunkt, verfolgen kann. 

Was aussieht wie ein Wasserfall, sind in Wirklichkeit Lawinen, die vom Watzmann abgehen.
Foto: Michael Prügl

Etwas abseits der Massen

Nächstes Ziel ist der Hintersee bei Ramsau, ein kleinerer Bergsee, der weit weniger bekannt ist als der Königssee, sich jedoch über große Beliebtheit unter Fotografen erfreut. Nur 20 Minuten Fahrzeit entfernt müssen wir enttäuscht feststellen, dass wir die geplante Bootsfahrt abblasen müssen – alle Ruderboote sind bereits verliehen. Wir gehen ein Stück rund um den See und machen uns schlussendlich auf den Heimweg, denn der Sonnenuntergang wartete ohnehin schon auf uns.

Weit weniger touristisch und eher ein Geheimtipp: Der Hintersee bei Ramsau.
Foto: Michael Prügl

Die Städter am Land

Der nächste Morgen beginnt um einiges früher: Wir planen den 1784 Meter hohen Hochkeil zu besteigen, um von dort den Sonnenaufgang zu genießen. Leicht dezimiert schaffen es schließlich drei Viertel unserer Gruppe um fünf Uhr aus dem Bett, um die einstündige Wanderung vom Parkplatz des Arthurhauses anzutreten. Mit unserer semiprofessionellen Ausrüstung und dem städtisch bedingt nur mäßig ausgeprägten Wandererfahrungen, schaffen wir trotz Anfangsschwierigkeiten den Aufstieg.

Das teilweise sehr glatte und harte Gelände der Skipiste macht uns zu schaffen, doch irgendwie kommen wir halbwegs unbeschadet am Gipfel an. Was uns dort erwartet, macht alle Mühen sofort vergessen: Bei klarem Himmel eröffnet sich uns einer der schönsten Sonnenaufgänge, die ich je erleben durfte. Zwischen Fotografieren und Objektivwechseln versuchen wir die Momente einfach zu genießen.

Nach diesem großartigen Start in den Tag haben wir uns das reichhaltige Frühstück tatsächlich einmal verdient. Den Rest des Tages verbringen wir mit den Tieren. Neben Benno gibt es auch noch eine Handvoll eifersüchtige Katzen, die sich immer in den Mittelpunkt drängen – doch gegen Alpakas, Shetland-Ponys oder Kaninchen haben sie keine Chance.

Nachdem wir auch noch kurz das schreckhafte Schwein Sissi kennenlernen dürfen, geht es wieder Richtung Wien. Den Bauernhof nach diesem Wochenende zu verlassen, fällt schwer. Die Gegend rund um den Hochkönig bietet genügend Vorwände für eine baldige Wiederkehr. (Michael Prügl, 1.5.2017)

Ausblick vom Hochkeil (1784 Meter).
Foto: Michael Prügl
Sissi, das schreckhafte Schwein.
Foto: Michael Prügl
Eines der zahlreichen Kaninchen.
Foto: Michael Prügl
Die Ziegen posieren besonders gerne.
Foto: Michael Prügl

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