Wien – Dem Theater an der Wien (TAW) steht ein deutscher Herbst bevor, wobei Wagner hoch 3 die Zauberformel der Saison 2017/18 ist. Zumindest stellt die "Ring"-Tetralogie als Dreierkondensat den Kern der ersten Saisonhälfte dar. "Ich habe mir gedacht, ich gehe einmal einen anderen Weg", konzedierte TAW-Intendant Roland Geyer bei der Präsentation am Freitag.

Der Beginn der Spielzeit ist von drei Meilensteinen der deutschen Oper geprägt: Mozart, Wagner, Berg. So kann man die Saisoneröffnung wohl nicht klassischer gestalten, als am 17. September Mozarts "Die Zauberflöte" erklingen zu lassen, wobei Alte-Musik-Spezialist Rene Jacobs mit der Akademie für Alte Musik Berlin ein Originalklangensemble durch den Abend führt, der von seinem altbewährten Bühnenpartner Torsten Fischer inszeniert wird. Danach erfolgt der Sprung ins 20. Jahrhundert, wenn am 15. Oktober Alban Bergs "Wozzeck" vom legendären Robert Carsen im Regiesessel gestaltet wird, während Leo Hussain die Wiener Symphoniker dirigiert.

Wagners "Ring"-Tetralogie

Der voraussichtliche Höhepunkt folgt dann aber zweifelsohne Anfang Dezember, wenn Wagners "Ring"-Tetralogie auf drei Abende kondensiert wird. "Kein einziger neuer Ton kommt dazu", unterstrich Geyer. Die drei Abende "Hagen", "Siegfried" und "Brünnhilde" werden jedoch von Regisseurin Tatjana Gürbaca als Neukonzeption gestaltet, dazu dirigiert Constantin Trinks jeweils das RSO – basierend auf einer Reduktion auf 62 Instrumente.

"'Der Ring' ist ein Höhepunkt in einer Karriere", unterstrich die 1973 geborene Berlinerin. Was sie interessiere, sei, das Intime und Filigrane herauszukitzeln. Kern des Vorhabens ist ein subjektiver Blick auf die "2. Generation" der "Ring"-Figuren, also auf Hagen, Siegfried und Brünnhilde. Die ursprünglich 15 Stunden des vierteiligen Mammutwerkes werden dabei auf neun Stunden verkürzt. "Das ist kein Best-of", unterstrich Geyer. Dennoch müssen Daniel Brenna als Siegfried und Ingela Brimberg als Brünnhilde die sportliche Herausforderung bewältigen, an drei aufeinanderfolgenden Abenden ihre Megapartien zu singen – vier Mal über den Dezember verteilt.

Im neuen Jahr folgt dann Christof Loys Deutung von Gaetano Donizettis "Maria Stuarda", für die Marlis Petersen wieder ans Haus kommt. Für Barockfans wird es am 16. Februar spannend, wenn Händels Oratorium "Saul" wieder von Claus Guth szenisch umgesetzt wird, nachdem er mit "Messiah" bereits einmal im Theater an der Wien mit diesem Konzept Erfolge feierte, wobei mit Anna Prohaska, Florian Boesch und Jake Arditti eine entsprechend starke Besetzung zur Verfügung steht.

Von Einems "Besuch der alten Dame"

Für die Freunde von Gottfried von Einems Werk wird es dann im März stressig. Während in der Staatsoper am 24. März "Dantons Tod" im Jahr des 100. Geburtstags des Komponisten Premiere feiert, gibt es im TAW bereits ab 16. März den "Besuch der alten Dame". Die Regie übernimmt bei seiner zehnten Arbeit für das Haus wieder Keith Warner, der in der laufenden Saison noch Henzes "Elegie für junge Liebende" präsentiert. "Ein Starregisseur nach dem anderen gibt dem nächsten die Klinke in die Hand", zeigte sich Geyer zufrieden mit der zusammengestellten "Leistungsschau".

Als seine 100. Oper am Theater an der Wien bringt der Intendant dann am 15. April seine bekannte Benjamin-Britten-Affinität zum Tragen, wenn Damiano Michieletto "A Midsummer Night's Dream" auf die Bühne bringt. Und schließlich beendet am 7. Mai der Ballettabend "Die Möwe" von John Neumeier den szenischen Premierenreigen im TAW.

Vier Premieren des Jungen Ensembles

Hinzu kommen in der Kammeroper vier Premieren durch das Junge Ensemble des TAW, beginnend mit Nicola Porporas "Ariadne auf Naxos" am 27. September. Auch hier ist Donizetti – instrumental reduziert – zu hören, wenn am 17. November der "Don Pasquale" gespielt wird, dem sich am 12. Februar Claude Debussys "Pelleas et Melisande" anschließt – jenes Werk, das am 18. Juni in der Staatsoper Premiere feiern wird. Und schließlich ist am Ende auch in der Kammeroper Mozart am Wort, wenn am 15. Mai dessen "Cosi fan tutte" die Saison beschließt.

Mit den Zahlen der Vergangenheit zeigte sich Geyer dabei zufrieden. Im Geschäftsjahr 2016 habe die Auslastung beim Musiktheater im TAW bei 94,3 Prozent gelegen, bei der Kammeroper bei 93 Prozent. Und die kombinierte Zahl der Abonnements in beiden Häusern überschritt mit 6.198 erstmals die 6.000er-Grenze. (APA, 7.4.2017)