Perugia – Michael Jackson wurde von elektromagnetischen Strahlen getötet. Die CIA stehe hinter dem Attentat. Schließlich wollte der mittlerweile verstorbene Popstar die Welt vor einem bevorstehenden Genozid an die palästinische Bevölkerung warnen. Das sollen Daten russischer Satelliten zeigen.

Mit diesen und ähnlichen Stories haben sich Wissenschaftler, Journalisten und Grafiker in den letzten vier Monaten beschäftigt. Der Grund: Sie suchten wissenschaftliche Methoden, um sogenannte "Fake News" zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Das Ergebnis haben die Macher der Studie beim International Journalism Festival im italienischen Perugia vorgestellt. 124 Seiten ist es lang und im Internet zum Download verfügbar.

Fake ist nicht Fake

Dabei gilt es zuerst die verschiedenen Arten von unwahren Inhalten zu unterscheiden. Die Wissenschaftler haben die Nachrichten in "Fake News", Verschwörungstheorien und Falschinformationen unterteilt. Vor allem auf Facebook wurde versucht, Lügen zu finden. Wegen der unterschiedlichen Privatsphäre-Einstellungen des sozialen Netzwerkes war das gar nicht so einfach, ließ die Datenwissenschaftlerin Liliana Boungru wissen.

"Fake News" regen oft zu heftigen Diskussionen an und generieren hohe Klickzahlen. Eine besonders wichtige Rolle spielen sogenannte "Memes". Meistens wird ein Bild so bearbeitet, dass es mithilfe einer knackigen Phrase eine bestimmte Nachricht transportiert. "Memes spielen eine große Rolle. Sie werden kaum von Profis erstellt, sondern eher von normalen Usern", meint die italienische Forscherin Boungru.

Die Forscher haben die Ergebnisse letztlich in Zusammenarbeit mit Journalisten erstellt. Einer von ihnen war Craig Silverman. Er ist ein Experte, wenn es um Lügen im Internet geht. Gemeinsam mit seinen Kollegen bei Buzzfeed News verfolgt er seit ein paar Jahren die viralen Unwahrheiten. "Wir haben die "Fake News"-Seiten gesammelt und an die Wissenschaftler weitergeben", so Silverman, dem es aber vor allem um das Geschäft mit Lügen geht.

Fake News messen

Über Werbeagenturen werden Anzeigen und Werbungen bekannter Unternehmen auf "Fake News"-Seiten ausgestrahlt. "Ich habe die Konzerne gefragt, warum sie auf Seiten mit Falschnachrichten werben", meint der kanadische Journalist und ergänzt: "Oft haben die betroffenen Firmen gar nicht gewusst, dass sie auf diesen Seiten zu sehen sind."

Mit den Ergebnissen hoffen die Herausgeber, dass Journalisten und Wissenschaftler auf der ganzen Welt einheitliche Standards finden, um "Fake News" messen und anschaulich darstellen zu können. Damit es sich nicht um die letzten 124-Seiten handelt, mit denen "Fake News" Paroli geboten werden soll. (Matthias Balmetzhofer, 8.4.2017)

Das Video zum Panel "A Field Guide to Fake News" beim Journalismusfestival in Perugia:

Im Bild: Liliana Bounegru, Datenjournalistin.
International Journalism Festival