Ankara/Wien – Bei Abstimmung über die Einführung des umstrittenen Präsidialsystems in der Türkei ist unter den Auslandstürken eine höhere Beteiligung als bei der jüngsten Parlamentswahl verbucht worden. In Österreich gaben 50,59 Prozent der 108.561 Stimmberechtigten ihre Stimme ab, teilte die Wahlkommission in Ankara am Montag auf dpa-Anfrage mit. Bei der Wahl im November 2015 waren es 40,6 Prozent gewesen.

derStandard.at

Auch in Deutschland wurde eine deutlich höhere Stimmbeteiligung verbucht. Bis zum Sonntagabend gaben 48,73 Prozent oder 696.863 der 1.430.127 in Deutschland registrierten türkischen Wähler ihre Stimme ab (2015: 40,8 Prozent). In der Schweiz beteiligten sich sogar 57,11 Prozent der dort 95.263 Wahlberechtigten (2015: 44,75 Prozent). Während Deutschland und Österreich bisher Hochburgen der gemäßigt-islamischen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan waren, stimmten die meisten Auslandstürken in der Schweiz bisher für die pro-kurdische HDP.

Foto: apa

Auslandstürken fünf Prozent

Weltweit nahmen 1.323.640 Auslandstürken an dem Referendum teil – 46,98 Prozent der 2.972.676 Stimmberechtigten. Bei der Parlamentswahl im November 2015 hatten sich weltweit insgesamt 44,79 Prozent der im Ausland zur Wahl zugelassenen Türken beteiligt.

Das Referendum findet in der Türkei am 16. April statt, wahlberechtigt sind auch im Ausland lebende türkische Staatsbürger. In Deutschland und Österreich endet die Möglichkeit zur Stimmabgabe allerdings bereits an diesem Sonntagabend.

Türken im Ausland hatten zwei Wochen lang die Möglichkeit, für oder gegen das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem in der Türkei zu stimmen. Das Präsidialsystem würde Erdogan deutlich mehr Macht verleihen. In der Türkei sind rund 55,3 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die Auslandstürken machen also etwa fünf Prozent aller Wahlberechtigten aus und könnten bei einem knappen Wahlausgang entscheidend sein.

Präsident Erdogan hatte die Auslandstürken aufgerufen, sich massenhaft zu beteiligen. Nach Ansicht von Beobachtern könnte die kontroverse Debatte rund um das von Erdogan angestrebte Präsidialsystem aber auch die Gegner des türkischen Präsidenten zusätzlich motiviert haben, sich an dem Referendum zu beteiligen. (APA, Reuters, 10.4.2017)