Sechs mal drei Meter groß war das Plakat, das zu Wirbel in einer Pfarre in Klagenfurt geführt hat. Der Künstler wollte damit Frauen in der Kirche thematisieren.

Foto: Kalian

Klagenfurt – "Ich bin ein gläubiger Mensch und ich habe auch das Recht, die Situation der Frauen aufzuzeigen. Aber dieser Hass, mit dem der Pfarrer mein Transparent mit der gekreuzigten Frau heruntergerissen hat, macht mich schon sehr nachdenklich", sagt der Künstler Hans Gerhard Kalian. Gegen den Grafiker wird seit Palmsonntag von der Polizei wegen "Herabwürdigung religiöser Lehren" ermittelt. Für dieses Delikt steht eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten.

Kalian hatte – während der Pfarrer im Außenbereich der Stadthauptpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt zur Prozession rief – in der Kirche ein sechs Mal drei Meter großes Transparent entrollt, auf dem unter anderem eine gekreuzigte Frau mit blutigen Flecken auf ihrem weißen Kleid zu sehen war. Die Gattin des Künstlers verteilte Flyer mit entsprechendem Infomaterial zur Arbeit ihres Mannes.

"Das Plakat wurde rasch wieder entfernt, es hat sonst keine gröberen Vorkommnisse gegeben. Jetzt wird ermittelt", wird auf Standard-Anfrage im Stadtpolizeikommando Klagenfurt bestätigt.

"Nein, ich wollte nicht provozieren und es hat auch nichts mit Blasphemie zu tun, wie mir vorgeworfen wird", verteidigt sich Kalian. Seine Kunstaktion "Martyre femme" sollte lediglich "das Leid unterdrückter, verschleppter und missbrauchter Frauen" aufzeigen. "Aber immer, wenn Frauen in der Kirche thematisiert werden, gibt es ein Problem. Ich wollte mit dem Transparent darauf hinweisen, dass Frauen seit Anbeginn des Menschseins der Unterdrückung, dem Sklaventum und der Gewalt ausgesetzt sind. Das war mein Hintergedanke zum Gestaltung des Banners", sagt Hans Gerhard Kalian im Gespräch mit dem Standard. Der Palmsonntag, die Lesung der Leidensgeschichte Christi, schien ihm dazu der geeignete Zeitpunkt.

Das Aufstellen des Plakates sei allerdings nicht genehmigt gewesen, räumt Kalian ein. "Aber wenn ich es angekündigt hätte, wäre es mir niemals erlaubt worden." Jedenfalls: Als der Pfarrer das Plakat entdeckt habe, "ist er darauf losgestürmt und hat es wild heruntergerissen und zusammengeknüllt".

"Stimmt nicht", sagt Pastoralbetreuer Helmut Nagele, ich habe es auf Auftrag des Pfarrers verfrachtet". Der Künstler habe es in der Folge "uns wieder aus dem Händen gerissen, weil er es zurückhaben wollte".

Im Übrigen sei es eine "reine Provokation" Kalians gewesen, "es war ein allgemeiner Angriff auf die Kirche", sagt Nagele. Wenn dieser meine, er habe auf die Situation der Frauen aufmerksam machen wollen: "Auch die katholischen Frauen weisen immer wieder auf unterdrückte Frauen auf der Welt hin", entgegnet Nagele.

"Es ist halt so, dass nach wie vor eine Männerriege, ein Patriarchat in der Kirche herrscht, die Frauen dürfen die Kirche putzen und Blumen gießen", repliziert Kalian.

Vonseiten der Diözese hielt man sich zurück, es werde dazu keine öffentliche Stellungnahme geben. Auch im Bischöflichen Ordinariat in Klagenfurt war keine offizielle Interpretation der Vorfälle in der Stadthauptpfarrkirche St. Egid erhältlich. (Walter Müller, 11.4.2017)