Der Winter ist eindeutig vorbei und während unsere Freunde noch den Skitouren frönen, zieht es uns mit leichtem Gepäck nach Wolkenstein im Grödnertal in Südtirol, wo perfekte, frühlingshafte Verhältnisse warten. Es ist der perfekte Sonnenplatz und Ausgangspunkt unserer Tour auf den Sass Rigais, den mit 3025 Metern höchsten Gipfel der Geislerspitzen. 

Rehe, die den Weg kreuzen

Das Auto stellen wir in Daunei ab und ziehen hinauf auf das Rifugio Juac, das uns Herberge an diesem Wochenende bietet. Bei dieser Tour ist das auch unsere erste Einkehrmöglichkeit. Am nächsten Morgen ziehen wir dann über den schönen Wanderweg weiter hinauf zum Rifugio Firenze – oder auch Regensburger Hütte genannt. Rehe kreuzen unseren Weg, eine befriedigende Ruhe begegnet uns hier. Es ist schneefrei und wir befinden uns bereits auf 2300 Metern.

Kurz hinter dem Rifugio Firenze, auf dem Weg zur Mittagsscharte.
Foto: Christian Wurzer

Wenn es im April bereits Sommer ist

Die Mittagsscharte erreichen wir über einen schönen Wanderweg. Wir sind relativ flott unterwegs und steigen sehr steil hinauf zum Einstieg des Klettersteigs. Die Sonne heizt uns ein und wir freuen uns über die sommerlichen Verhältnisse. Nur ein paar kleine Flecken Altschnee zeugen vom vergangenen Winter. Die ersten Meter im Klettersteig geht es mit reichlich Höhengewinn weiter und führt uns durch die Südwest-Flanke nach oben. 

Hinauf zum Einstieg des Klettersteigs durch die Mittagsscharte – Christian und Norbert gehen voran.
Foto: Sabrina Schulze
Der Steig nach dem ersten Teil des Klettersteigs ist steil, aber leicht.
Foto: Christian Wurzer

Nun stapfen wir etwas durch Schnee auf dem Weg zum zweiten Teil der Seil-versicherten Passagen – das geht nahezu mühelos. Wir hängen mit unseren Karabinern im Seil und klettern die letzten Höhenmeter nach oben. Der Schnee wird mehr, aber unterliegt im Kampf gegen die Sonne. 

Gratwanderung auf dem Höchsten der Geislergruppe

Und dann erreichen wir den Gipfelgrat des Sass Rigais und staunen nicht schlecht über den fantastischen Ausblick, der sich uns bietet. Die Sellagruppe, der Langkofel, und auch die österreichischen Berge des Ötztals sowie der Stubaier Alpen, liegen vor uns. Trotzdem trennen uns noch einige Meter vom Gipfelkreuz. Für dieses Jahr sind wir wohl die ersten am Gipfel, es liegt keine Spur am Gipfelaufschwung. 

Eine Querung unterhalb des Gipfelgrat – der Schnee wird wohl bald weg sein.
Foto: Christian Wurzer
Vorfreude auf den Gipfel – hinter uns die Südtiroler Dolomiten.
Foto: Christian Wurzer

Und dann sind es nur noch zwei, drei Schritte, die uns von diesem atemberaubenden und für uns allerersten Dolomiten-Gipfel Sass Rigais trennen. Es ist windstill und sommerlich warm, als wir unsere Rucksäcke am Gipfelkreuz abstellen und uns hinsetzen. Ein Blick ins Gipfelbuch bestätigt uns, dass wir die Ersten in diesem Jahr sind. Wir genießen unser erreichtes Ziel auf 3025 Metern. 

Ausgesetzte Stellen gibt es hier schon kurz vorm Gipfel.
Foto: Christian Wurzer
Gipfel des Sass Rigais (3025 Meter) in der Geislergruppe, Dolomiten.
Foto: Christian Wurzer

Im Abstieg hat alles eine andere Optik

Nach rund einer halben Stunde steigen wir über den Aufstiegsweg wieder ab. Im Aufstieg ist uns die Steilheit wenig aufgefallen, jetzt hat alles einen anderen Blickwinkel. Und trotzdem: Der Klettersteig ist als eher leicht einzuschätzen und bewegt sich nicht über die Schwierigkeit B hinaus. Trittsicherheit ist dennoch notwendig.

Zurück in der Mittagsscharte machen wir noch einmal Pause, verstauen die Ausrüstung im Rucksack und müssen tatsächlich noch mal Sonnencreme auftragen – wie im Sommer. Und Radler und Suppe auf dem Rifugio Juac schmecken nach einer solchen Tour einfach nur großartig.

Abstieg über den Gipgfelgrat.
Foto: Christian Wurzer
Das Rifugio Juac in der Nachmittagssonne – ein Juwel umrahmt von einer grandiosen Bergwelt.
Foto: Christian Wurzer

Die ganze Geschichte ist auch zu finden unter: wusaonthemountain.at (Sabrina Schulze, Christian Wurzer 15.04.2017)