Wien – Gottfried Böck, bisher Bezirksrat in Penzing für die Wiener Grünen, wechselt die Seiten und geht zur FPÖ. Der hauptberufliche Busfahrer begründete seinen Umstieg laut "Kronen Zeitung" mit der Verkehrspolitik der Grünen. Die "sinnbefreiten 30er Zonen" und "unnötige und gefährliche Radwege" würden den Autofahrern das Leben schwer machen.

"Radwege, die schon hier sind, werden auch bleiben", sagt der FPÖ-Gemeinderat Toni Mahdalik im Gespräch mit dem STANDARD. Allerdings würde man sich mit Böck nun gemeinsam gegen eine Verlängerung der 30er Zone in der Linzerstraße und gegen die Umgestaltung der Goldschlagstraße zur Radstraße starkmachen.

Überraschung für Grüne

Für die Grünen-Penzing ist der Wechsel eine "Überraschung". Es hätte keine Anzeichen gegeben, dass Böck unzufrieden mit der Partei war, sagt Klubsprecher Kilian Stark dem STANDARD: "Es ist bedauerlich." Durch den Wechsel von Böck zur FPÖ verlieren SPÖ und Grüne die Mandatsmehrheit im Bezirk. 28 von 56 Mandaten bleiben ihnen. 17 Sitze entfallen nun auf die FPÖ, acht auf die ÖVP und drei auf die Neos. "Das wir die Mehrheit verloren haben ist natürlich kein Vorteil", sagt Stark.

Wie sich die Situation entwickelen wird, kann Stark nicht einschätzen: "Es reduziert unseren Spielraum. Aber wir haben Berührungspunkte und eine gute Gesprächsbasis mit den Neos." Er hofft, auf eine "Allianz der konstruktiven Kräfte" – also von den Roten, Grünen und Pinken. Wenn sich ein Bezirksrat nicht mit den Grundwerten der Grünen – wie etwa einem Bekenntnis zu Frauen- und Menschenrechten – nicht identifizieren kann, dann sei er "woanders politisch besser aufgehoben".

Für die FPÖ würden die Bezirksvertretungssitzungen durch die "Pattstellung" im Bezirk "demokratischer und interessanter", sagt Mahdalik: "Jetzt sind wir ein bissl mehr."

"Kein Scheidungsgrund"

Böck hatte vor seinem Wechsel laut der "Kronen Zeitung" schon seine Frau in seine Pläne eingeweiht, die türkische Wurzeln hat. "Wir haben uns mittlerweile geeinigt, es ist für sie kein Scheidungsgrund mehr", sagte er laut dem Bericht. (ook, 11.4.2017)