Blacksburg – Jahrzehntelang rätselten Paläontologen darüber, wie die ersten Dinosaurier und ihre unmittelbaren Ahnen ausgesehen haben mochten, denn aussagekräftige Fossilien aus dieser Zeit fehlten bislang. Die meisten Forscher gingen davon aus, dass sie ihren Nachfahren ähnelten, auf zwei Beinen gingen und etwa hühnergroß waren – ein Irrtum, wie ein internationales Team nun im Fachblatt "Nature" berichtet: Ein aktueller Fund lässt vermuten, dass die Ur-Dinos in Wahrheit mehr Gemeinsamkeiten mit heutigen Krokodilen hatten.
Bis zu drei Meter lang
Das Fossil, das die alten Vorstellungen in Frage stellt, wurde 2015 im Süden Tansanias von einem Paläontologenteam um Sterling Nesbitt von der Virginia Polytechnic Institute and State University (Blacksburg) freigelegt und analysiert. Teleocrater rhadinus, so der wissenschaftliche Name des Wesens, war zu Lebzeiten zwischen zwei und drei Meter groß, besaß einen langen schlanken Hals und einen ebensolchen Schwanz und ging auf vier kräftigen, krokodilartigen Beinen.
Der Fund schließt eine kritische Lücke im fossilen Befund kurz vor der Dinosaurier-Ära. Genau genommen zählt der Fleischfresser, der vor 245 Millionen Jahren während der Trias lebte, noch gar nicht zu den Dinosauriern. Die ältesten Teleocrater-Knochen entstammen einer Zeit kurz nachdem sich eine Reptiliengruppe namens Archosauria in einen Vogel-Zweig und einem Krokodil-Zweig aufgespalten hatte. Aus dem Vogel-Ast, an dessen Ursprung Teleocrater saß, gingen die Dinosaurier und letztlich die modernen Vögel hervor, der Krokodil-Zweig führte zu den heutigen Alligatoren und Krokodilen.
Suche nach weiteren Fossilien
"Die Entdeckung von Teleocrater rhadinus ändert fundamental unsere Vorstellung von den Urahnen der Dinosaurier", meint Nesbitt. Offensichtlich ähnelten diese Tiere in keinster Weise den späteren Dinosauriern, sondern glichen in einigen Aspekten vielmehr unseren Krokodilen. Laut Nesbitt verhilft der Fund den Paläontologen aber nicht nur zu einem klareren Blick auf die Wurzeln des Dino-Stammbaumes, er wirft auch zahlreiche Fragen auf. Um mögliche Antworten zu finden, wollen Nesbitt und sein Team im kommenden Mai nach Tansania zurückkehren, um nach weiteren Teleocrater-Fossilien zu suchen. (red, 15.4.2017)