Ein Großteil der Amputationen, die jedes Jahr vorgenommen werden, betreffen Patienten mit Diabetes mellitus, dabei handelt es sich meist um das Diabetische Fußsyndrom (DFS). Nerven und Blutgefäße werden in den Füßen durch den hohen Blutzuckerspiegel so schwer geschädigt, dass selbst kleine Wunden schlecht heilen, sich infizieren und teilweise bis zum Knochen ausweiten.

Vier Fünftel dieser Amputationen ließen sich mit einer geeigneten Behandlung vermeiden, glaubt Ralf Lobmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart. Um das zu erreichen, sei es unerlässlich, dass ärztliche Spezialisten wie Diabetologen und Gefäßchirurgen eng mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe wie Podologen, Wundassistenten und Orthopädie-Schuhtechnikern zusammenarbeiten.

Zu den Grundprinzipien der Behandlung zählen dabei zunächst eine optimale Stoffwechseleinstellung und die konsequente Entlastung des betroffenen Fußes, so Lobmann. Bei Infektionen sei eine gezielte Behandlung mit Antibiotika unerlässlich. "Wenn die Durchblutung des Fußes stark eingeschränkt ist, müssen einzelne Gefäße durch Ballon-Katheterisierung erweitert oder durch einen gefäßchirurgischen Bypass umgangen werden", so Lobmann. Um Rückfälle zu vermeiden sei es auch wichtig, die Schuhe optimal an den (Rest-)Fuß anzupassen und Druckstellen zu vermeiden.

Spezialisierte Zentren

Eine Untersuchung deutscher Daten ergab: Von rund 18.500 DFS-Patienten, die zwischen 2005 und 2012 in zertifizierten Zentren behandelt wurden, mussten nur 3,1 Prozent eine sogenannte hohe Amputation erdulden, bei der der Fuß oberhalb des Sprunggelenks abgenommen wird. Dieser Wert liegt deutlich unter der allgemein üblichen Rate von zehn bis 20 Prozent. In 17,5 Prozent der Fälle war eine Amputation unterhalb des Knöchels notwendig. "Die Zahlen machen deutlich, dass durch die Betreuung in spezialisierten Zentren viele Amputationen vermieden werden können", sagt Lobmann.

Ein DFS lässt sich am besten verhindern, indem der behandelnde Arzt seinen Patienten optimal über seine Erkrankung informiert. "Jeder Diabetes-Patient sollte beispielsweise bereits früh dazu angeleitet werden, seine Füße genau zu inspizieren", ergänzt Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Denn die Wunden seien meist schmerzlos und werden daher oft erst spät bemerkt. "Bis ein Arzt oder Podologe sie zu Gesicht bekommt, kann es dann bereits zu spät sein." (idw, red, 13.4.2017)