Schwaches Glosen im Millimeter-Wellenlängenbereich: So nahm das ALMA-Teleskop DeeDee wahr.

Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)
So in etwa würde sich DeeDee einer vorbeifliegenden Sonde präsentieren (aber in Wirklichkeit sieht er vermutlich viel abwechslungsreicher aus, wie uns die Nahaufnahmen von Pluto eindrücklich gezeigt haben).
Illustration: Alexandra Angelich (NRAO/AUI/NSF)

Ann Arbor – Mit Sedna, Makemake, Eris, Quaoar und anderen haben wir schon eine ganz beachtliche Namensliste großer transneptunischer Objekte mit zumindest potenziellem Zwergplanetenstatus abrufbereit im Kopf. Der 2014 entdeckte und im Herbst 2016 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte DeeDee hingegen dürfte den meisten noch nicht geläufig sein. Mit dem Atacama Large Millimeter Array (ALMA) in Chile wurde der Wanderer am äußersten Rand unseres Sonnensystems nun genauer unter die Lupe genommen.

Exzentrischer Orbit

Der Spitzname ist keine Ehrung für Dee Dee Ramone, sondern eine Abkürzung für "Distant Dwarf"; die offizielle Bezeichnung lautet 2014 UZ224. Unter den transneptunischen Objekten fällt er in die Sonderklasse der Scattered Disk Objects, die sich alle durch eine stark exzentrische Bahn auszeichnen.

Derzeit ist DeeDee mehr als 91-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Noch weiter draußen befinden sich nur – soweit bisher bekannt – Eris und der 2015 entdeckte V774104. Aber DeeDee zieht es bereits nach innen: Mitte des nächsten Jahrhunderts wird er auf seinem 1.100 Jahre währenden Orbit den sonnennächsten Punkt erreichen und dann "nur" noch 38-mal so weit von der Sonne entfernt sein wie die Erde.

DeeDees Bahn um die Sonne konnte bereits rekonstruiert werden.
Illustration: Alexandra Angelich (NRAO/AUI/NSF)

Um einen Riesen handelt es sich nicht, wie die ALMA-Daten enthüllten. Mit einem Durchmesser von etwa 635 Kilometern ist er etwas größer als der Saturnmond Enceladus, aber um ein Drittel kleiner als der Zwergplanet Ceres im Asteroidengürtel. Immerhin sollte er bei dieser Größe genügend Masse haben, um annähernd kugelförmig zu sein, berichten Astronomen um Studienerstautor David Gerdes von der University of Michigan in den "Astrophysical Journal Letters". Das würde ihn zum Kandidaten für den Status Zwergplanet machen.

Draußen im Dunkel

Derart weit entfernte und lichtlose Welten sind nur sehr schwer ausfindig zu machen. Entdeckt wurde DeeDee seinerzeit im Rahmen des Dark Energy Survey, das im optischen Spektrum nach Spuren der nach wie vor mysteriösen Dunklen Energie sucht, die für die beschleunigte Expansion des Universums verantwortlich sein soll.

Diese Untersuchung nimmt zwölf Prozent des Himmels ins Visier und liefert zehntausende Bilder kosmischer Objekte. Die weitaus meisten davon sind Sterne oder sogar andere Galaxien. Ein kleiner Bruchteil entpuppt sich aber auch als Himmelskörper, die uns bedeutend näher sind. Eines davon ist DeeDee, der auf insgesamt zwölf Bildern festgestellt und schließlich als Angehöriger unseres Sonnensystems identifiziert werden konnte.

Die (Zwerg-)Planetenfamilie der Sonne wächst also unaufhörlich weiter, und es ist noch lange kein Ende der Entdeckungen absehbar. Astronomen schätzen, dass jenseits der Bahn des Neptun – im Kuipergürtel und darüber hinaus – zehntausende Objekte von beachtlicher Größe ihre lange, kalte Bahn um die Sonne ziehen. (jdo, 17. 4. 2017)