Wien – Ähnlich wie die kongolesischen Kollegen von Konono No. 1 oder Kasai Allstars verbindet King Ayisoba aus dem nördlichen Ghana die steinalte musikalische Tradition seines regionalen Umfelds mit Einflüssen des Pop und Hip-Hop des 21. Jahrhunderts.

Das soeben erschienene neue Album King Ayisobas nennt sich 1000 Can Die und wurde von Zea alias Arnold de Boer produziert, einem Mitglied des legendären, seit 1979 umgehenden niederländischen Freistilkollektivs The Ex, das in der Vergangenheit schon mehrfach mit afrikanischen Musikern arbeitete und Erfahrung darin hat, diesen Musiken nicht einfach westliche Soundvorstellungen überzustülpen und so die ursprünglichen Ansätze zur exotischen Folklore zu reduzieren. Zea bestreitet übrigens das Vorprogramm.
King Ayisoba singt rau und behandelt seine Kologo, eine zweisaitige Laute mit einem getrockneten Riesenkürbis als Resonanzkörper, gleichzeitig als Melodie- wie als Rhythmusinstrument. Dazu gesellen sich auf Platte wie live diverse Perkussionsinstrumente sowie ein Xylofon. Alles läuft im höheren Tempobereich ab und dürfte auch für Freunde des Punkrock interessant sein, so sie diesen ein wenig weiter von John Lydon Richtung Mark E. Smith denken.
Das hier ist in Songs wie dem Titelstück des Albums oder Africa Needs Africa nicht nur eine archaische Musik, die mit einigen ergänzenden elektronischen Soundeinschüben und magengrubenerschütternden Bässen zart ins Heute transformiert wird. Das hier ist vor allem auch eine anarchistische Musik.
Kurz, die Freude an jener Aufsässigkeit, die einfach auch als reine Lebensfreude gedeutet wird, überträgt sich schlagartig auf den Hörer. Wo King Ayisoba herkommt, pflegt man dazu mit aus Jagdritualen abgeleiteten, möglichst hohen Sprüngen zu tanzen, womit wir wiederum beim nicht ganz so alten Pogo wären. Gesungen wird in diversen Regiolekten sowie auf Englisch. Neben Politik kommt auch das Leben von Eheleuten, in diesem Fall des bestimmenden Schwiegervaters vor – und überhaupt die Familie als Quell von Freud und Leid. (Christian Schachinger, 14.4.2017)