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Caffè americano versus Espresso: Viele Italiener sehen ihre Kaffeekultur durch den Einzug der Starbucks-Kette bedroht.

Foto: Reuters/Tony Gentile

Mailand – In Mailand steht eine heiße Angelegenheit vor dem Siedepunkt. Den Zündstoff dafür liefern die Pläne des US-Kaffeemultis Starbucks, noch heuer von der zweitgrößten Stadt des Landes aus den italienischen Kaffeemarkt mit Röstereien und Filialen zu erobern. Bei den kleinen Kaffeeröstern brodelt es. Die Branchengrößen sind gelassener.

Im Vorfeld hatte der amerikanische Konzern die Ausschreibung zur Umgestaltung des Domplatzes gewonnen, und die Fläche mit 48 Palmen und einigen Bananenstauden bepflanzen lassen. Doch die Mailänder sind weder mit der tropischen Begrünung ihrer Piazza del Duomo einverstanden noch mit der Eröffnung von bis zu 200 Starbucks-Shops in Italien.

Viele Mailänder haben bereits ihren Boykott der Kette angekündigt. Sie sehen ihre jahrhundertealte Kaffeekultur bedroht. Italien ist weltweit der viertgrößte Kaffeeproduzent und nach Deutschland Europas zweitgrößter Verbraucher. Der Kaffeemarkt wird hier auf 3,5 Milliarden Euro geschätzt.

Kleine Familienbetriebe

Abgesehen von einigen wenigen großen Kaffeeröstern, handelt es sich vorwiegend um kleine Familienbetriebe. Sie befürchten, dass der morgendliche Capuccino künftig durch amerikanischen Kaffee ersetzt wird.

Lavazza-Chef Antonio Baravalle gibt sich unbeeindruckt vor der dräuenden US-Konkurrenz. Es würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen, den Kaffeegeschmack der Italiener zu ändern. Mit einem für 2020 angepeilten Umsatz von zwei Milliarden Euro und dem vor kurzem erfolgten Erwerb der französischen Kaffeemarke Carte Noir ist Lavazza zur "numero uno" im italienischen Kaffeegeschäft avanciert. Andrea Illy, Präsident von Illy Caffé, bezweifelt sowohl einen Trump-Effekt auf importierte Nahrungsmittel als auch einen grandiosen Erfolg von Starbucks in Italien. Er ist überzeugt, dass Italien im Kaffee-Konkurrenzkampf durch Qualität punktet. Der Triestiner hat leicht reden. Er bearbeitet den US-Markt seit 35 Jahren, betreibt dort 30 Monomarkengeschäfte und ist Platzhirsch in den USA.

Bei einem Umsatz von 460 Millionen Euro setzt das Unternehmen vor allem auf Diversifikation (Wein, Süßwaren) und auf den asiatischen Markt.

Massimo Zanetti, Gründer und Präsident der börsennotierten Massimo Zanetti Beverage Group, meint, der Einstieg des US-Giganten in Italien ziele primär auf Touristen ab. Kaffeeröster Vergnano (Turin) versucht durch neue Franchiselokale, Kimbo (Neapel) mit Exklusivvertrieb in Airports und Opernhäusern seine Exklusivität zu vermarkten. Sie werden weniger von der Starbucks-Konkurrenz betroffen sein als die weiteren rund 780 Kaffeeröster, die ohne eine Brandingstrategie dem Wettbewerb ausgesetzt sind. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 14.4.2017)