In internationaler Zusammenarbeit des deutschen Leibniz-Instituts für Naturforschung und Infektionsbiologie mit britischen und US-amerikanischen Kollegen identifizierten die Forscher ein Gift des krankheitserregenden Hefepilzes Candida albicans. Das Toxin durchlöchert die Membran der Wirtszelle und führt so zu ihrer Auflösung, auch Lyse genannt. Candidalysin – so der Name des Peptids – trägt somit entscheidend zur krankmachenden Wirkung des Hefepilzes bei.

Die Entdeckung des Gifts ist aus zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen gelang es Wissenschaftlern jahrzehntelang nicht, Moleküle nachzuweisen, die für die Gewebeschädigung und den Verlauf einer Pilzinfektion verantwortlich sind. Gerade bei Candida albicans sind diese Prozesse interessant, da der Pilz in unschädlicher Form auf Schleimhäuten vorkommt.

Bei vielen Frauen, sehr jungen oder alten Menschen oder auch bei AIDS-Erkrankten kann er jedoch oberflächliche Infektionen hervorrufen. Bei schwer immungeschwächten Patienten löst Candida albicans sogar lebensgefährliche Infektionen aus.

Mit dem Immunsystem verbunden

Mit der Entdeckung des Candidalysins machten die Wissenschaftler nun einen entscheidenden Schritt, um die Krankheitsmechanismen infektiöser Pilze besser zu verstehen und künftig möglicherweise Therapien ableiten zu können.

Der Grund, warum die Mikrobiologen Candidalysin erst nach Jahrzehnten intensiver Suche entdeckten, ist ein Trick des Pilzerregers: Candida albicans bildet zunächst ein größeres Molekül, ein Polyprotein. Erst ein Enzym schneidet es in mehrere Teile, unter denen dann das krankmachende Gift ist. Aus einer ungefährlichen Vorstufe wird auf diese Weise erst dann eine schädliche Substanz, wenn der Erreger sie benötigt.

Im Kampf gegen gefährliche Pilzinfektionen ist die Entdeckung des Toxins nur der Anfang: Forscherteams prüfen nun die Auseinandersetzung zwischen Gift und Immunsystem auf molekularer Ebene und welche Aufgaben andere genetische Bestandteile des Pilzes bei einer Infektion übernehmen. Interessant ist darüber hinaus, ob Candidalysin auch auf Bakterien wirkt oder es einen Austausch zwischen dem Gift und Bakterien in gemeinsamen Lebensräumen wie dem menschlichen Darm gibt. (red/idw, 14.4.2017)