Karte der Ionosphäre auf Jupiters Nordhalbkugel. Oben ist die Infrarot-Aurora zu sehen – erst bei starker Aufhellung (unten) wird der dunkle Fleck sichtbar.

Foto: IRTF/NASA

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Mächtig prächtig – doch wie lange Jupiter seinen Großen Roten Fleck behalten wird, ist ungewiss.
Foto: AP/NASA/ESA/Hubble

Neben den Ringen des Saturn zählt er zu den bekanntesten "Wahrzeichen" unseres Sonnensystems: Der Große Rote Fleck des Jupiter, ein Wirbelsturm – genauer gesagt ein Antizyklon – auf 22 Grad südlicher Breite des Riesenplaneten, der gigantische Ausmaße hat. Der längste Durchmesser des ovalen Wirbels ist zweimal so groß wie der der Erde.

Und auch seine zeitliche Ausdehnung ist beachtlich: Er existierte belegtermaßen schon im frühen 19. Jahrhundert, mögliche Sichtungen sind auch aus dem 17. Jahrhundert überliefert. Da er in seiner Größe schwankt und langfristig zu schrumpfen scheint, ist es ungewiss, ob es sich tatsächlich um ein dauerhaftes Phänomen der Jupiteratmosphäre handelt, wie bereits vermutet wurde. Man könnte sich den gebänderten Anblick des Riesenplaneten ohne den Fleck aber kaum vorstellen.

Weitere Flecken

Auch kleinere Wirbel wurden bereits festgestellt. Anfang der Nullerjahre verschmolzen drei davon auf der Südhalbkugel zu "Red Spot Junior". Dabei veränderten sie ihre Farbe von ursprünglich weiß zu einem ähnlichen Orangeton wie der Große Rote Fleck. Welches Material für die Farbe verantwortlich ist, weiß man nicht.

Mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte wurde die Infrarot-Aurora des Jupiter aufgenommen; rechts wieder die aufgehellte Version mit dem Fleck.
Foto: VLT/ESO

Nun berichten Astronomen der britischen Universität Leicester von einem zuvor unbekannten Fleck, der es an Größe mit Jupiters Hauptattraktion aufnehmen kann. Er misst 24.000 x 12.000 Kilometer und befindet sich nahe dem Nordpol des Planeten in den dünnen Höhenlagen der Thermosphäre.

UniversityLeicester

Optisch macht er freilich weit weniger respektive gar nichts her: Er ist nicht mehr als eine dunkle Stelle im Infrarotbereich, die ein Gebiet von niedriger Temperatur anzeigt. Das Cold Great Spot benannte Phänomen ist um etwa 200 Kelvin kälter als die Umgebung, die Temperaturen von 700 bis 1.000 Kelvin erreicht (respektive 426 bis 726 Grad Celsius).

Die Aufnahmen zeigen, wie sehr der kalte Fleck im Lauf der Zeit Form und Größe verändert hat. Aber er verschwindet nie ganz.
Fotos: IRTF/NASA

Zudem ist er sehr variabel, berichtet Tom Stallard, Erstautor der in den "Geophysical Research Letters" erschienenen Studie. Der Fleck kann binnen Tagen Größe und Form beträchtlich verändern. Aber er verschwindet nie ganz. Laut dem Astronomen könnte es sich um ein Phänomen handeln, das sich laufend selbst erneuert und vielleicht bereits seit tausenden Jahren besteht. In astronomischen Messdaten konnte er immerhin 15 Jahre zurückverfolgt werden – die Daten lagen vor, der Fleck wurde bloß bisher nicht erkannt.

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Hubble-Aufnahme der Aurora an Jupiters magnetischem Nordpol.
Foto: APA/EPA/AFP/NASA

Als Ursache des Phänomens vermuten die Forscher Auswirkungen des planetaren Magnetfelds, das zu gewaltigen Aurorae an den Polen des Jupiter führt. Anders als auf der Erde hängen diese Nord- und Südlichter nicht in erster Linie von der Sonnenaktivität ab. Sie werden mit den Gasemissionen des vulkanisch aktiven Jupitermonds Io aus einer wesentlich konstanteren Quelle gespeist.

Laut Stallard strömt über die Aurorae Energie in die Atmosphäre ein. Anders als auf der Erde, wo diese rasch weitertransportiert und verteilt wird, können sich auf dem schnelldrehenden Jupiter Ungleichverteilungen sehr lange halten. Sie bleiben in der Polregion gewissermaßen gefangen und führen damit zu einem so bemerkenswert langanhaltenden Wettersystem wie dem kalten Fleck. Der wird vielleicht sogar seinen berühmten "Cousin" überleben. (jdo, 15. 4. 2017)

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Die Nord- und Südlichter des Jupiter.
Foto: APA/EPA/AFP/NASA