Ramallah – In israelischen Gefängnissen sind am Montag mehr als tausend Palästinenser in einen Hungerstreik getreten. Wie der Beauftragte der palästinensischen Autonomiebehörde für Gefangene, Issa Qaraqee, der Nachrichtenagentur AFP sagte, verweigern rund 1.300 Häftlinge die Nahrungsaufnahme. Er kündigte an, dass diese Zahl noch weiter steigen könnte.

Nach Angaben der Organisation Palestinian Prisoners Club schlossen sich sogar 1.500 Häftlinge dem Hungerstreik an, um damit gegen ihre Haftbedingungen zu protestieren. Der Hungerstreik erfolgt in Zusammenhang mit dem Palästinensischen Gefangenentag, der jedes Jahr begangen wird.

Ein Sprecher der israelischen Gefängnisbehörde bezifferte die Zahl auf 1100. Viele seien wegen Anschlägen oder Anschlagsplanungen gegen Israel verurteilt. Die Inhaftierten gelten bei den Palästinensern als Nationalhelden

Prominenter Anführer

Eine derartige Aktion von Häftlingen hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Nach palästinensischen Angaben folgten die Gefangenen mit dem Hungerstreik einem Aufruf des prominenten Häftlings Marwan Barghouti. Er sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab.

Barghouti war einer der Anführer der zweiten Intifada, des palästinensischen Aufstands in den von Israel besetzten Palästinensergebieten von 2000 bis 2005. Er gilt als einer der populärsten Politiker der Fatah-Partei und könnte Umfragen zufolge die Präsidentschaftswahlen gewinnen.

Haft ohne Anklage

Die palästinensische Politikerin Hanan Ashrawi kritisierte Israel unter anderem für die Verwaltungshaft. Dabei werden die Betroffenen für jeweils sechs Monate, die beliebig oft verlängert werden können, ohne Anklage "aus Sicherheitsgründen" festgehalten. Nach Angaben der Gefangenenorganisation Addameer sitzen aktuell 6.300 Palästinenser in Haft.

Laut einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" ist die Zahl der Gefangenen in den vergangenen 18 Monaten deutlich gestiegen. Seit Beginn einer neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 hatten Palästinenser immer wieder Israelis mit Messern und Autoattacken angegriffen.

Israel hat im Sechs-Tage-Krieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Ost-Jerusalem annektierte es später, im besetzten Westjordanland werden unter Militärschutz israelische Siedlungen gebaut. Im Westjordanland leben rund 2,9 Millionen Palästinenser. (APA, Reuters, AFP, 17.4.2017)