Wien – In Wien-Penzing hat eine offenbar größere Gruppe ein Haus besetzt. An der Adresse Kienmayergasse 15 hielten sich nach Schätzungen der Polizei 20 bis 30 Personen auf, die sich weigerten, das Gebäude bis zur vom Besitzer gestellten Frist Dienstagmittag zu verlassen. Eine polizeiliche Räumung stehe aber nicht unmittelbar bevor, man setzte vorerst auf Gespräche.

"Wenn wir vermittelnd tätig werden können, werden wir das tun. Man wird auf alle Fälle versuchen, die Leute friedlich rauszubekommen", sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger der APA. Bisher zeigten die Hausbesetzer allerdings nicht allzu viel Gesprächsbereitschaft. Als ein Eigentümervertreter in Begleitung von zwei Polizisten am Ostermontag Kontakt aufnehmen wollte, wurden ihm Eier hinterhergeworfen.

Dem STANDARD wollten die Besetzer, die sich vermummt oder mit Sonnenbrille zeigten, kein Interview geben. Zu "prekär" sei die Lage.
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Laut dem Polizeisprecher handelt es sich um ein Abbruchhaus. Den Besetzern werde wegen an der Fassade angebrachten Graffiti u. a. Sachbeschädigung vorgeworfen. Wenn der Besitzer der Immobilie eine Räumung verlangt und festgestellt wird, dass durch die Besetzung schwerwiegend in seine Rechte eingegriffen wird, könnte die Aktion auch sicherheitspolizeilich beendet werden. Davon sei aber noch keine Rede, betonte Eidenberger. Derzeit stünden die Zeichen auf "Dialog und Deeskalation".

"Kommt vorbei!"

Am Ostersonntag war in einem Blog zur Besetzung aufgerufen worden: "Wir haben ein Haus besetzt, kommt vorbei! Kommt vorbei, wenn ihr ausbrechen wollt, wenn ihr etwas tun wollt, wenn ihr keinen Bock auf all den Dreck im Alltag habt, wenn ihr Lust auf Auseinandersetzung mit anderen und dieser Stadt habt!" Die Initiatoren riefen potenzielle Teilnehmer auf, "sich nicht verdrängen zu lassen" und "das Grätzl zu schützen", außerdem solle man Nützliches wie Töpfe, Essen, Müllsäcke und Klopapier mitbringen.

Zuletzt hatte eine Hausbesetzung im Juli 2014 in Wien für Aufsehen gesorgt. Nach der Räumung der "Pizzeria Anarchia" in Wien-Leopoldstadt hat es viel Kritik am 870.000 Euro teuren Polizeieinsatz mit mehr als 1.400 Beamten gegeben, die letztlich 19 Aktivisten aus dem Gebäude entfernten. Die Besetzer hatten sich mit auszugsunwilligen Hausbewohnern solidarisiert, nachdem zuvor der Inhaber den Aktivisten zweieinhalb Jahre vor der Räumung erlaubt hatte, für ein halbes Jahr gratis dort zu wohnen. (APA, red, 18.4.2017)