Stanford – Ein Protein, das im Blutplasma der menschlichen Nabelschnur vorkommt, kann die kognitiven Funktionen alternder Mäuse verbessern – zumindest wenn es nach einer aktuellen Studie im Fachblatt "Nature" geht. Forscher um Tony Wyss-Coray von der Universität Stanford isolierten das Plasmaprotein TIMP-2 und stellten in Versuchen mit Mäusen eine "verjüngende" Wirkung auf den Hippocampus fest.

Die Wissenschafter injizierten den Mäusen das Protein in die Blutbahn, von wo es ins Gehirn gelangte – wie genau, ist noch unklar. Nach dieser Behandlung zeigten die Tiere eine Verbesserung der Lern- und Gedächtnisleistung und der sogenannten Synaptischen Plastizität, also der Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und an neue Informationen anzupassen.

Überraschende Funktion

Wyss-Coray und Kollegen hatten bereits in früheren Studien Proteine im Plasma junger Mäuse identifiziert, die einigen Alterserscheinungen entgegenzuwirken scheinen. "Hier wurde in Nabelschnurblut ein Protein entdeckt, das im Hippocampus – einer Hirnregion, die als Tor zum Gedächtnis gilt – recht spezifisch Lernen fördert und alte Mäuse wieder wie junge lernen lässt", kommentierte Gerd Kempermann vom DFG Forschungszentrum für Regenerative Therapien in Dresden das Ergebnis.

Laut Kempermann, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, sei das Protein bislang nicht in diesem Zusammenhang bekannt gewesen und das Ergebnis daher überraschend. "Ein großes Fragezeichen ist aber, was verjüngend am Ende bedeutet. Im beschriebenen Experiment steht das ja zunächst einmal nur dafür, dass nach der Behandlung alte Mäuse wieder Leistungen zeigen, die für jüngere Nager normal sind – nicht, dass ihr Altern an sich aufgehoben wurde."

Die Studienautoren sehen ihre Annahme gestützt, dass systemische Faktoren im frühen Leben dazu beitragen könnten, gealtertes Gewebe zu revitalisieren. Ob und wie TIMP-2 für therapeutische Zwecke eingesetzt werden kann, soll sich in weiteren Untersuchungen zeigen. (dare, 20.4.2017)