Moskau – Nach Vorwürfen der Verfolgung Homosexueller in der russischen Teilrepublik Tschetschenien hat der Kreml Republikchef Ramsan Kadyrow den Rücken gestärkt. Es gebe keine konkreten Beweise für diese Anschuldigungen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag

"Wir haben Informationen vom Republikchef, und wir haben keinen Grund, ihm nicht zu glauben und nicht zu vertrauen", sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge. Am Mittwochabend hatte Präsident Wladimir Putin überraschend Kadyrow im Kreml empfangen. Hinweise der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta", ihre Reporter bekämen Drohungen aus Tschetschenien, sah Peskow als unbegründet an. Kadyrow habe versichert, dass es keine Gefahr für Journalisten gebe.

Berichte über Verschleppung Homosexueller

Die Zeitung hatte Anfang April berichtet, in Tschetschenien seien dutzende Homosexuelle verschleppt und misshandelt worden. Menschenrechtler bestätigten die Vorwürfe. Später hatte die Zeitung gemeldet, ihre Mitarbeiter würden bedroht. Der stellvertretende Chefredakteur Sergej Sokolow äußerte die Hoffnung, dass diese Drohungen nach dem Treffen von Kadyrow und Putin aufhören würden.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) rief die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die russische Regierung dazu zu drängen, "auf die Machthaber in Grosny einzuwirken, um die Menschenrechte von Homosexuellen in Tschetschenien zu schützen". Die tschetschenische Führung im Nordkaukasus wird verdächtigt, dass sie Gegner auch in anderen Teilen Russlands oder im Ausland verfolgen und umbringen lässt. Kadyrow weist dies zurück. (APA, 20.4.2017)