Salzburg – Gegen die Unterdrückung von Frauen, für Gleichberechtigung und das gewaltfreie Zusammenleben von Männern und Frauen setzen sich in Salzburg künftig junge Männer mit Migrationshintergrund ein. Ausgebildet zu sogenannten Heroes werden sie von zwei Trainern, die selbst Migranten sind. In den wöchentlichen Gruppensitzungen werden Themen wie Diskriminierung, traditionelle Geschlechterrollen und Frauenrechte diskutiert und mithilfe von Rollenspielen Alltagssituationen ausgearbeitet.

Nach der etwa neun Monate dauernden Schulungsphase gehen die Männer im Alter zwischen 16 und 23 Jahren in Schulen und Jugendzentren und halten dort Workshops ab, um patriarchale Strukturen infrage zu stellen. Sie sollen als Vorbilder Gleichaltrige zum Umdenken bewegen und auch Tabuthemen ansprechen. Das Projekt arbeitet mit österreichischen jungen Männern in zweiter oder dritter Generation aus der Türkei, dem Balkan und dem Nahen Osten zusammen.

Traditionen der Herkunftskulturen hinterfragen

Die Initiative "Heroes – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" wurde 2007 in Berlin gegründet und ist mittlerweile in sieben deutschen Städten vertreten. Integrationslandesrätin Martina Berthold (Grüne) hat das Projekt nun erstmals nach Österreich geholt. Auch in Graz und Wien sollen künftig Heroes ausgebildet werden. "Viele junge Männer betreten Neuland, wenn sie Traditionen ihrer Herkunftskulturen kritisch hinterfragen, wie die Unterdrückung der Frauen im Namen der Ehre", sagt Berthold. Das Land nimmt für das Projekt auch richtig Geld in die Hand: 240.000 Euro sind budgetiert.

In den letzten Monaten wurden zwei Salzburger Gruppenleiter für Heros ausgebildet. "Wir arbeiten nicht als Lehrer, sondern auf Augenhöhe mit den Jugendlichen", sagt Gruppenleiter Mario Tellez Giron Carmona. "Wir geben nicht vor, was richtig oder falsch ist. Die jungen Männer sollen sich ihre eigene Meinung bilden, zu der sie stehen."

Frauen als gleichwertige Partnerinnen

Der gebürtige Mexikaner hat bereits Erfahrung in der Jugendarbeit, er hat in einem Jugendgefängnis gearbeitet. Wichtig im Umgang mit den jungen Männern ist ihm, ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Nur so könnten in den Gruppenrunden später auch Diskussionen über Tabuthemen wie etwa Homosexualität oder Jungfräulichkeit geführt werden.

Sein Kollege Can Simsek wurde in Österreich geboren, ging aber in der Türkei in die Schule. Er habe so einen guten Einblick in beide Kulturen. Die Gruppenleiter sollen für die Jugendlichen Rolemodels sein, die traditionelle Muster durchbrechen. Sie zeigen den jungen Männern, dass Männer Heroes sein können und gleichzeitig Frauen als gleichwertige Partnerinnen sehen.

Die Gruppenleiter zu finden, war keine leichte Aufgabe. "Es ist gar nicht so einfach, einen Mann zu finden, der für die Rechte der Frauen kämpfen möchte", sagt Projektleiterin Bianca Schartner. Akzente Salzburg führt das Projekt im Auftrag des Landes durch. Jugendliche, die daran interessiert sind, sich als Heroes ausbilden zu lassen, können sich an Akzente Salzburg wenden. Der Treffpunkt für die Gruppenrunde ist jeden Dienstag um 17.30 Uhr in der Glockengasse 4c. (Stefanie Ruep, 21.4.2017)