Die Schriftstellerin Barbara Frischmuth wohnt in einem klassischen Ausseer Haus im Salzkammergut. Außen wie innen wird das Zuhause in regelmäßigen Abständen ergänzt. Dazu gehören nicht nur Erker und Veranden, sondern auch Möbel verschiedenster Stile.

"Ich war eine Zeit lang von Kröten regelrecht besessen. Das hat natürlich auch mit meinen Büchern zu tun. In "Machtnix oder der Lauf, den die Welt nahm" beschreibe ich den Krieg aus der Sicht eines Kindes, und da spielt eine Kröte, die die Geschichte erzählt, eine sehr wichtige Rolle. Auch in anderen Erzählungen wie etwa "Gutenachtgeschichte für Maria Carolina" kommen immer wieder Kröten vor. Das hat dazu geführt, dass ich mich in diese Tiere vernarrt habe. Ich habe einige in meinem Garten und habe mir sogar im Haus ein paar Kröten zugelegt.

Als typisch ausseerisch mit einer Vielfalt an verschiedensten Einrichtungsstücken bezeichnet Barbara Frischmuth ihr Zuhause.
Foto: Daniel Gebhart de Koekkoek

Meine schönsten Kröten stammen aus China und sind aus Jade, Eisen, Keramik und Ebenholz gefertigt. Wobei ich betonen muss, dass ich zwischen Kröten und Fröschen stark unterscheide, denn in den letzten Jahren haben sich unter die vielen, vielen Lurchgeschenke immer häufiger auch Grasfrösche eingeschlichen. Diese habe ich im Garten ausgesetzt. Manche verlieren ihren Lack und bekommen eine fast schon wunderschöne Patina inmitten der Natur, andere zerbröseln und werden zu Staub.

Ich bezeichne diesen Lebensansatz und diese Methode als organisch. Das spiegelt sich auch im Haus wider. Was auch immer ich mir je vorgenommen habe: Es ist immer anders gekommen – sowohl beim Schreiben als auch beim Wohnen. Denn, wie schon Bertold Brecht in der "Dreigroschenoper" schreibt: "Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach dann noch 'nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht." Ich hab's nicht so mit dem Planen. Das kann mein Mann viel besser. Ihm ist zu verdanken, dass das Haus 1988 geplant und bewilligt werden konnte. Bei mir regieren Bauchgefühl und Flexibilität.

Katze Socki steht auf den Kunstharzstuhl von Moroso.
Fotos: Daniel Gebhart de Koekkoek

Wir haben damals ein Jahr lang überlegt, in welchem Stil wir bauen wollen. Nach langem Hin und Her haben wir uns für das klassische Ausseer Haus entschieden. Wenn es hier im Winter schneit und zufriert und es monatelang saukalt ist, und das ist es in Altaussee wirklich, dann kommt man mit einer schlichten, minimalistischen Glaskiste nicht weit. Und so hat auch unser Haus dunkles Holz und weiß-grüne Fenster. Den Sockel haben wir ochsenblutrot gestrichen. Vor diesem Hintergrund machen sich die hell blühenden Frühlingsblumen sehr schön.

Auch innen geht es ausseerisch zu, aber nur zum Teil. Ich kann mit dem Monofunktionalen, mit dem Monostilistischen nichts anfangen. Ich brauche die Vielfalt um mich herum. Und so kommt es, dass ich alte Holzstubenmöbel mit modernen Esstischstühlen von Konstantin Grcic und Ron Arad sowie mit Polstern und Textilien aus der Türkei kombiniere. Eines meiner Lieblingsobjekte ist der goldene, hochglanzlackierte Kunstharzstuhl von Moroso. Mein Teilzeitkater Socki hat den Sessel längst in Besitz genommen. Das Wohnzimmer ist übrigens das einzige Zimmer, in dem ich mir ein Bücherregalverbot auferlegt habe. Ansonsten ist die ganze Wohnung hoffnungslos "verregalt".

Im Wohnzimmer hat die Schriftstellerin ein "Bücherregalverbot" verhängt.
Fotos: Daniel Gebhart de Koekkoek

Manche Leute sagen, dass die vielen Möbel aus unterschiedlichen Epochen ein Stilbruch sind. Das sehe ich überhaupt nicht so. Das ist eine ganz natürliche, organische Entwicklung. In der Vielfalt, im heterogenen Nebeneinander bleibt das biografische Gedächtnis lebendiger. Dazu gehört auch, dass wir zu unserem Haus immer wieder etwas "zuawikatzeln", wie die Einheimischen sagen, also nach und nach Bauteile hinzufügen – wie etwa eine Terrasse, eine Laube im Gärtchen oder eine bewohnbare Veranda. Alles wächst weiter. Generalplanlos wie immer.

Das Einzige, was mich am Altwerden stört, ist der Gedanke, dass dieses Haus höchstwahrscheinlich mein letzter Wohnsitz gewesen sein wird. Irgendwo im Hinterstübchen sitzt eine Stimme, die sagt: 'Das war's jetzt?' Dieser Gedanke macht mich irgendwie melancholisch. Noch bin ich mitten im Leben. Aber eines Tages werde ich loslassen. So wie übrigens auch die Rehe von meinen Rosenbüschen losgelassen haben, nachdem ich die Zweige mit petroleumgetränkten Stinkefinger-Handschuhen versehen habe. Stattdessen wenden sie sich nun den Malven zu. Rehe sind wirklich clevere Feinschmecker." (2.6.2017)