Ein Kampf auf Biegen und Brechen: Marco Fu und Neil Robertson.

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Sheffield/Wien – Unentschieden sind bei der Snooker-WM im Crucible Theatre nicht vorgesehen. Dabei erscheinen sie manchmal wie das einzig gerechte Ergebnis, wenn zwei einander neutralisierende Ausnahmekönner wie Marco Fu und Neil Robertson die Queues kreuzen. Zwar zieht Robertson in der ersten, am Sonntagvormittag ausgetragenen Session dieses Achtelfinalspiels zunächst mit 4:1 davon. Fu gelingt es jedoch, die Session mit starken Breaks und drei gewonnen Frames in Folge noch zum 4:4 auszugleichen.

In der zweiten, am Sonntagabend ausgetragenen Session kann sich dann weder Neil Robertson noch Marco Fu absetzen. Die beiden tauschen Frame um Frame, bis am Ende das unvermeidliche 8:8 steht. Und wenn die dritte Session ebenso verläuft? Dann gibt es kein Remis, sondern den gefürchteten 25. Frame, Decider genannt, in dem sich entscheiden muss, was vorher unentscheidbar schien. Dort, so sagt man, setzt sich zumeist der routiniertere Spieler durch. Wer das im Fall von Neil Robertson und Marco Fu ist? Nun, Fu ist vier Jahre älter. Robertson durfte dafür schon einmal, man schrieb das Jahr 2010, die WM-Trophäe in Händen halten. Kurz gesagt: Es bleibt spannend.

Maguire schnupft McLeod

Weniger spannend, dafür umso beeindruckender gestaltet Stephen Maguire sein Achtelfinalmatch gegen Überraschungsmann Rory McLeod. Der wegen seiner religiös begründeten Weigerung, Schiedsrichterinnen die Hand zu schütteln, ins Gerede gekommene McLeod hatte in Runde eins mit Judd Trump die Nummer zwei der Welt und damit einen der Topfavoriten auf den Turniersieg ausgeschaltet. Wie groß der Anteil von Trumps Schulterverletzung an diesem Sieg McLeods war, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicher ist hingegen, dass der unverletzte Stephen Maguire nur zwei Sessions benötigt, um den Turniersenior nach Hause zu schicken: Mit 13:3 lässt der Schotte dem einzigen schwarzen Snooker-Profi keine Chance und darf sich zur Belohnung den Montagabend freinehmen, weil Session drei der Partie entfällt.

Gegen einen freien Tag hätte sicher auch Titelverteidiger Mark Selby nichts einzuwenden gehabt. Allein, sein chinesischer Gegner Xiao Guodong erweist sich zäher Widersacher. Nachdem Selby Session eins am Samstag noch mit 6:2 für sich entscheiden konnte, gestaltet Xiao die zweite Session mit 4:4 ausgeglichen. Das beschert Selby zwar eine komfortable 10:6-Führung, bedeutet aber auch, dass der Weltmeister am Montag noch einmal ausrücken muss, um den Sack zu schließen und die noch fehlenden drei Frames zu kassieren, die ihm zum Aufstieg ins Viertelfinale fehlen.

In derselben Situation befindet sich Barry Hawkins gegen Gaeme Dott. Auch Hawkins, aktuell Nummer sieben der Weltrangliste, müht sich bisher vergebens, Ex-Weltmeister Dott entscheidend abzuschütteln. Nach zwei Sessions führt "The Hawk" aber immerhin mit 10:6 und darf sich – eine brauchbare dritte Session vorausgesetzt – hervorragende Chancen auf einen Platz im Viertelfinale ausrechnen, wo ihn ein ausgeruhter Stephen Maguire erwarten würde. (Anatol Vitouch, 23.4.2017)