ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner sieht wie Wagner Reformbedarf beim Arbeitnehmerschutz.

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Wien – Die Probleme mit dem Arbeitsinspektorat haben Katia Wagner bekannt gemacht. Nun hat die frühere Betreiberin von Waxing-Studios (mittlerweile soll sie ihre Anteile verkauft haben) auch konkrete Angebote aus der Politik.

Wie der "Kurier" berichtete, soll sie ab Juni bei einem ÖVP-Wirtschaftsprojekt mitmachen, das neue Reformansätze für Betriebe – vor allem im Bereich Bürokratieabbau – erarbeiten soll. In der Zeitung "Österreich" bestätigte Wagner die Anfrage der Schwarzen, erklärt aber auch, noch von weiteren Parteien Angebote erhalten zu haben – etwa von den Neos. "Ich werde mich in den nächsten Tagen entscheiden", sagt Wagner.

Die Volkspartei umwirbt die Unternehmerin jedenfalls schon länger, dem ÖVP-Wirtschaftsbund schloss sich Wagner laut Wirtschaftskreisen auch bereits an. Parteichef Reinhold Mitterlehner besuchte den Beauty-Salon Wagners in der Wiener Innenstadt bereits im Februar und plädierte damals für einen praxistauglichen Arbeitnehmerschutz.

Am Montagvormittag erklärte Mitterlehner bei einer Pressekonferenz nach der schwarzen Bundesparteileitung auf STANDARD-Anfrage, dass es "schön" sei, dass sich Wagner "bei uns einbringt", aber sie sei "noch nicht Mitglied" des ÖVP-Gremiums – und dort deswegen auch kein Thema gewesen. Nachsatz: Er, Mitterlehner, sei jedenfalls gespannt, ob das Arbeitsinspektorat bei so manchem Pizzaboten auch so streng hinsehen werde wie bei der Betreiberin der Waxing-Studios.

Bei den Neos wiederum versichert man, es gäbe "kein konkretes Jobangebot" für Wagner, aber Neos-Boss Matthias Strolz habe mit ihr im Zuge eines Treffens vergangene Woche vereinbart, dass man sich "inhaltlich weiterhin austauschen" werde.

Wohnungen statt Pizza

Die ÖVP will dem Koalitionspartner SPÖ jedenfalls nicht die heiß umworbene Mittelschicht überlassen und diese in den nächsten Wochen mit einer Initiative für mehr Wohneigentum locken. Von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) erwarte man wieder mehr Sacharbeit, betonte Mitterlehner.

Der Parteivorstand und die Bundesparteileitung legten sich in ihren Sitzungen darauf fest, in den nächsten Wochen eine Initiative zu leistbaren Eigentumswohnungen und -häuser zu starten. Mit einer Wohneigentumsquote von lediglich 55,7 Prozent im Jahr liege Österreich EU-weit nur an vorletzter Stelle, erklärte der ÖVP-Chef. Man werde sich dem Thema auf allen Ebenen widmen – es gehe um Grunderwerbssteuer und Umsatzsteuer, Miet-Kauf-Modelle oder technische Vorschriften im Bauwesen. Auch sprach sich Mitterlehner einmal mehr gegen Steuererhöhungen bei Eigentum und Vermögen aus. (go, nw, 24.4.2017)