Foto: ÖBB / Peter Rigaud

Wien – Nächster Schritt in Sachen personelle Erneuerung der ÖBB-Güterverkehrsspitze. Im Juni findet der angekündigte Wechsel im Vorstand der Rail Cargo Austria (RCA) statt. Die ÖBB-Führung rund um Holding-Generaldirektor Andreas Matthä hat sich als Ersatz für Ferdinand Schmidt für eine Inhouse-Lösung entschieden: Thomas Kargl, seit März Geschäftsführer der RCA-Tochter Rail Cargo Operator steigt in den RCA-Vorstand auf und ersetzt dort Ferdinand Schmidt.

Die mit dünner Eigenkapitaldecke kurvende RCA wird damit weiterhin von einem Dreiervorstand geführt, Vorstandschef ist seit Jänner Clemens Först. Für Internationalisierung, Digitalisierung und Rail Cargo Hungaria bleibt unverändert Erik Regter zuständig. Neo-Vorstand Kargl übernimmt den Vertrieb. Die Ressortverteilung sei aber noch nicht endgültig fixiert, sagt ein Aufsichtsratsmitglied. Das Aufsichtsratspräsidium habe die Personalie aber bereits informell abgesegnet. Heute, Dienstag soll der offizielle Beschluss des RCA-Aufsichtsrats folgen, erfuhr der STANDARD in Aufsichtsratskreisen.

Die ÖBB wollte die Personalentscheidung unter Verweis auf die ausstehende Aufsichtsratsentscheidung nicht kommentieren.

Lokführer für Vertrieb

Kargl, gelernter Lokführer, gilt als Spezialist für Spedition und Containertransporte. 2002 war der heute 44-Jährige in der Führung der in Rail Cargo Spedition umfirmierten ÖBB-Speditionsholding. Er kennt den ÖBB-Güterverkehr aus der Praxis. Seit 2012 ist er zudem Geschäftsführer der CEL Logistic Company, einem Speditionsableger von Far East Land Bridge (Felb), die das Containergeschäft zwischen Fernost (China, Südkorea und Japan) sowie Russland und Europa über die Transsibirische Eisenbahn abwickelt. Felb wird von der Russischen Staatsbahn kontrolliert. Neben dem herausfordernden RCA-Vertrieb wird bei Neo-Vorstand Kargl auch die RCA-Hälftebeteiligung an der Werkstättentochter Technische Services ressortieren.

Schaden durch Kabelbrand

Einen Vorgeschmack auf die Schadenshöhe hat man inzwischen in der ÖBB-Infrastruktur betreffend den Kabelbrand am Linzer Hauptbahnhof zu Beginn der Osterferien. Die Folge waren, wie berichtet, umfangreiche Verkehrsumleitungen und Schienenersatzverkehre für mehr als 150.000 Passagiere. In hohen ÖBB-Kreisen wird der Schaden auf einen zweistelligen Millionenbetrag taxiert. "Jenseits der zwölf Millionen", beschreibt ein Insider unter Berufung auf mit der Materie vertraute Personen die Größenordnung, mit der man wohl rechnen müsse. Der Endbericht über den massiven Schadensfall liege aber noch nicht vor.

ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder bestätigte, dass die Aufarbeitung des Kabelbrandes noch nicht abgeschlossen sei. Daher könne man den Schaden auch noch nicht abschätzen. Man gehe aber von mehreren hunderttausend Euro aus. Die Brandstelle sei vom Zivilgutachter noch nicht endgültig freigegeben, daher könne man noch nicht in den Schacht und Detailschäden begutachten.

Laut der nach dem Unglückstag am 7. April verbreiteten Diagnose soll der Schwelbrand durch ein technisches Gebrechen ausgelöst worden sein, Dass der Schacht auch für Roboter nicht zugänglich war, habe den Schaden vergrößert, behaupten Insider. Ein Roboter war beim Löschen nicht einsetzbar, kontert der ÖBB-Sprecher. Die Schachtkonstruktion sei standardmäßig konzipiert, aufgrund des Brandes aber für Menschen wie Roboter unzugänglich gewesen.

Wie berichtet, war in den frühen Morgenstunden des 7. April im unterirdischen Kabelschachtsystem ein Brand ausgebrochen, der zu einem Stromausfall führte. Ein Stellwerk im Ostteil des vor knapp zehn Jahren neu errichteten Linzer Hauptbahnhofs fiel aus. "Brand aus" gab es erst gegen 14 Uhr. (Luise Ungerboeck, 24. 4. 2017)