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Die Impfrate ist in Österreich zu niedrig, warnen Experten.

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Wien/Stockholm – Die Masern sind zurück. Zu Beginn der Europäischen Impfwoche warnte die Europäische Zentrale für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) am Montag eindringlich: "In zehn Ländern (Österreich, Belgien, Kroatien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Rumänien, Spanien und Schweden) gab es im Jänner und im Februar 2017 bereits mehr als doppelt so viele Erkrankungen wie im Vergleichszeitraum 2016."

In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden aus 14 EU-Mitgliedsländern und Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums 1.524 Masernerkrankungen gemeldet. In Österreich waren es bis zum 21. April laut den Informationen des Gesundheitsministeriums 71 Erkrankungen. 2016 waren es nur etwas mehr als zwei Dutzend gewesen.

Nicht nur Kinder betroffen

"Die Masern treffen nicht nur Kinder, sondern auch ältere Menschen. 2014 waren mehr als die Hälfte der Erkrankten über 20 Jahre alt, in den Jahren 2015 und 2016 waren es rund ein Drittel der Erkrankten", teilte ECDC mit. Es käme nun darauf an, einerseits die Impflücken bei den Erwachsenen zu schließen, andererseits die Kinderimpfprogramme zu stärken.

Für die Zurückdrängung der Masern – sie sollten an sich in Europa laut den Plänen der Weltgesundheitsorganisation bereits mit dem Jahr 2015 eliminiert sein – wäre die möglichst frühe Durchimpfung der Kinder (zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen ab dem vollendeten 10. Lebensmonat ) und das Schließen von Impflücken in anderen Altersgruppen notwendig.

Impfrate zu gering

In Österreich sollten an sich mehr als 95 Prozent der Kinder rechtzeitig zweimal gegen die Masern (Masern, Mumps, Röteln; MMR-Impfung) immunisiert werden. Das ist aber nicht der Fall, wodurch die Impfrate zu gering ist, um Übertragungen und Ausbrüche zu vermeiden. Sechs Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen, das sind etwas mehr als 20.000 Kinder, sind derzeit in Österreich gar nicht gegen Masern geimpft. Etwa zehn Prozent aller geimpften Kinder sind kein zweites Mal geimpft. Das sind fast 39.000 Kleinkinder und mehr als 37.000 Schulkinder.

Die Situation in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum ist bezüglich der potenziell gefährlichen Masern – bei 20 Prozent der Patienten kommt es zu schweren Komplikationen – ist offenbar ernst. "In den vergangenen zwölf Monaten, zwischen 1. März 2016 und 28. Februar 2017 wurden aus 30 EU/EEA-Ländern 5.881 Masernerkrankungen gemeldet. Auf Rumänien entfielen 46 Prozent, auf Italien 24 Prozent und auf Großbritannien neun Prozent der Infektionen.

Rekordjahr 2015

Europaweit (EU/EEA-Länder) lag Österreich im bisherigen Rekordjahr 2015 mit 35,3 gemeldeten Fällen von Masern pro einer Million Personen an zweiter Stelle nach Kroatien (Kroatien 51,6 Fälle pro einer Million Einwohnern). An dritter Stelle rangierte Deutschland mit 30,5 Fällen pro einer Million Personen, wobei es in Deutschland 2015 zu einem Todesfall bei einem Kleinkind im zweiten Lebensjahr kam.

2015 waren in 15 von 23 EU/EEA-Ländern, welche zu den Durchimpfungsraten Daten lieferten, weniger als 95 Prozent der Kinder zweimal gegen die Masern immunisiert. In zwölf von 27 Staaten, welche Informationen bekannt gaben, hatten weniger als 95 Prozent der Kinder die erste Teilimpfung erhalten. (APA, 24.4.2017)