Laurence Haïm, die Pressesprecherin von Emmanuel Macron.

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Barack Obama hatte sogar einen Spitznamen für sie: "Frenchie" pflegte er Laurence Haïm zu nennen, die erste französische TV-Journalistin, die nach seiner Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2008 im Weißen Haus akkreditiert wurde. Ihren damaligen Arbeitgeber, den Fernsehsender Canal+, hatte Haïm erst überreden müssen, 200.000 Euro in ein ständiges Korrespondentenbüro in Washington zu investieren.

Vieles spricht dafür, dass ihre Überzeugungskraft dabei auch von einer gehörigen Portion Begeisterung gespeist wurde. Sie hatte Obama bereits anlässlich seines Wahlkampfstarts im Bundesstaat Iowa zum ersten Mal interviewt – und dabei wohl ähnliche Sympathien für den Präsidentschaftskandidaten verspürt wie neun Jahre später für Frankreichs neuen Polit-Star Emmanuel Macron.

Macron verkörpere "das Neue, den Aufbruch, die Hoffnung – genau wie damals Obama", sagte sie einmal während einer Wahlkampftour durch die französische Provinz der "Süddeutschen Zeitung". Wie dieser würde Macron mit den Regeln der tradierten Parteiendemokratie brechen und das "alte Links-rechts-Denken" aufweichen. Und auch wenn sie mittlerweile die Seiten gewechselt hat – von der Journalistin zu Macrons PR-Beraterin und Pressesprecherin -, so hatte sie einst in Obamas Team "denselben Esprit, denselben Enthusiasmus" verspürt wie nun in Macrons Bewegung En Marche.

Über das Privatleben der Vielarbeiterin mit französisch-israelischen Wurzeln, die Journalismus als "Art zu leben" bezeichnet, ist nicht viel bekannt – und das, obwohl der 50-Jährigen auf Twitter mehr als 200.000 Menschen folgen und sie dort auch schon mal Fotos abseits der politischen Berichterstattung postet: zum Beispiel ein Bild von sich selbst mit einer Tasse Tee im Oval Office. Haïm nimmt die Politik eben persönlich. Als sie 2004 von der Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush berichtete, brach sie dabei in Tränen aus.

Emmanuel Macron und Laurence Haïm haben einander 2015 in New York kennengelernt. Macron war damals Wirtschaftsminister. Haïm attestierte ihm während ihres Interviews "Verbalromantik" – nicht ohne hinzuzufügen, dass sie genau jene interessant fände. Ihre Begeisterung darf sie seit Jahresbeginn ganz offiziell in den Dienst Macrons stellen. Und Macron kann nicht nur von Haïms Erfahrung als Journalistin profitieren, sondern auch von ihrer langjährigen Expertise in der Außenpolitik. (Gerald Schubert, 24.4.2017)