Wien – Der Großteil des weltweiten Grundwassers in tiefen Bodenschichten ist Tausende Jahre alt. Es stammt von Niederschlägen aus prähistorischer Zeit, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Dennoch kann sich dieses uralte Wasser nicht den Einflüssen der letzten Jahrzehnte entziehen, wie ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung nun im Fachjournal "Nature Geoscience" und bei der Tagung der European Geosciences Union (EGU) in Wien berichtet.
"Grundwasser ist rund um den Globus wichtig als Quelle für Trinkwasser und zum Bewässern der Felder", so Yoshihide Wada vom Water Department des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Bisher war man davon ausgegangen, dass nur junges Grundwasser anfällig für Verunreinigungen sei. Doch selbst "fossiles Grundwasser" ist offensichtlich nicht davor gefeit.
Uraltes Grundwasser
Die Forscher um Scott Jasechko von der University of Calgary (Kanada) haben das Wasser von 6.455 Brunnen weltweit untersucht. "Mit Radiokarbon-Datierung fanden wir heraus, dass der Großteil des globalen Grundwassers mehr als 12.000 Jahre alt ist", erklärte er. Um diese Zeit stampften Mammuts auf der Erde und die Menschen wurden erstmals sesshaft.
Obwohl das Wasser seit damals in den porösen Gesteinen und Spalten der Erdkruste verborgen ist, ging die Neuzeit nicht spurlos an ihm vorüber, sagte James Kirchner von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich vor Journalisten bei der Generalversammlung der EGU. Die Forscher fanden in mehr als der Hälfte des fossilen Grundwassers Spuren von radioaktivem Wasserstoff (Tritium), die von den Atombomben-Versuchen in den 1950er-Jahren stammen müssen. Entweder direkt in den Reservoirs selbst oder in den Leitungen wird das alte Wasser also mit jungem vermischt, so Kirchner.
Vorsichtiger Umgang mit alten Quellen
Man dürfe sich also nicht darauf verlassen, dass alte Quellen sauber sind und müsse bei der Landnutzung vorsichtiger sein, um diese wichtigen Ressourcen nicht zu gefährden. Außerdem sollte man das fossile Wasser nicht bedingungslos für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen ausbeuten, denn es würde Jahrtausende dauern, bis die Reservoirs tief unter der Erde wieder aufgefüllt sind. (APA, red, 30.4.2017)