Ein umweltbewusstes Leben kostet weniger, schreibt Autorin Ann-Kristin Mull.

Buchcover.

Wien – Wenn wir nur noch Made in Germany kaufen, verlieren dann die Menschen in Indien ihre Lebensgrundlage? Wie wirksam oder riskant ist es, sein Geld bei ethischen Banken anzulegen? Ann-Kristin Mull war unsicher: Welche "Welt-Verbesser-Tipps" bewirken tatsächlich Gutes und welche sind nur gut gemeint. Daher gestaltete die Designerin das Buch Ist Öko immer gut, in dem Experten zu Wort kommen, die "möglichst unabhängig von Wirtschaft und Politik" sind, wie sie im Gespräch mit der STANDARD sagt. Das Buch sollte jedoch keine "trockene Fachliteratur" werden.

Dabei gelang eine illustre Runde von 16 Experten, die Themen wie Fleischkonsum, Energieversorgung, Fernreisen, Gentechnik, Antibiotika, Recycling oder Entwicklungshilfe besprechen. Chemieprofessor Andreas Fath schwamm zum Beispiel 1231 Kilometer durch den Rhein, um die Wasserqualität zu untersuchen und auf Gewässerschutz aufmerksam zu machen. Die Österreicherin Sandra Krautwaschl und ihre Familie leben seit mehr als sechs Jahren ohne Plastik. Juan Llanes-Regueiro nahm den Friedensnobelpreis für den IPCC-Bericht entgegen. Bei dem Intergovernmental Panel on Climate Change handelt es sich um eine weltweite Plattform von Wissenschaftern, bei dem ihr Wissen über den Klimawandel gesammelt wird. Und Verkehrs- und Umweltexperte Axel Friedrich war einer der Hauptbeteiligten beim Aufdecken der VW-Abgasaffäre.

Eine Erkenntnis stimmt positiv: Es ist nicht schwierig oder kompliziert, ein nachhaltiges Leben zu führen. Dabei sollte man sich jedoch von der Vorstellung verabschieden, alles zu 100 Prozent richtig machen zu können, denn dafür sei die Gesellschaft "noch zu wenig auf Nachhaltigkeit ausgerichtet", sagt Mull. Überraschend war für sie die Erkenntnis, dass Konsumenten mit "20 Prozent Aufwand bis zu 80 Prozent nachhaltig leben können".

Öko muss nicht teurer sein

Zudem konnte Mull ihre "falsche Vorstellung" korrigieren, man müsse sich ein umweltbewusstes Leben erst leisten können. Im Gegenteil: Ein wirklich umweltbewusstes Leben ist sogar wesentlich billiger. Viele nachhaltige Produkte seien zwar erst einmal teurer – dabei müsse man aber den gesamten Kreislauf einkalkulieren. Mull nennt Beispiele: Energie sparen, weniger kaufen, dafür öfter Dinge ausborgen und wieder mehr reparieren oder wieder öfter Europa erkunden, anstatt lange Fernreisen zu buchen.

Das Buch liefert keine neuen Konzepte für den Umweltschutz, aber spannende Ansätze, die zum Nachdenken – auch über das eigene Konsumverhalten – anregen.

Für Mull zerstreuten vor allem die Recherchen im Bereich Geldanlage Zweifel, dass es umständlicher und vielleicht sogar riskanter sei, sein Geld in ethischen Banken anzulegen. Wirtschaftsethiker Klaus Gabriel meint dazu: "Kleine und ethische oder nachhaltig ausgerichtete Banken bieten vergleichbare Dienstleistungen und Zinsen an und unterliegen denselben regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Standards wie große Banken." Ethisches Investment ist eine Möglichkeit, die Wirtschaft zu gestalten.

"Dass mein Buch vor allem darauf abzielt, was wir als Einzelne tun können, heißt nicht, dass nicht auch grundlegende politische Maßnahmen nötig wären", betont Mull. (july, 29.4.2017)