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Matthew Festing mit Papst Franziskus im vergangenen Juni.

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Sturmwarnung in Rom: Der zurückgetretene Malteser-Großmeister Matthew Festing wird doch am Großen Staatsrat teilnehmen.

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Rom/Wien – Der zurückgetretene Großmeister des Malteserordens, Matthew Festing, wird doch an der Wahl seines Nachfolgers teilnehmen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte ein Sprecher des Ritterordens, dass Festing zu dem Großen Staatsrat am Samstag in Rom anreisen wird. Der Große Staatsrat entscheidet über die Einsetzung eines neuen Großmeisters oder gegebenenfalls eines interimistischen Statthalters, eines sogenannten Luogotenente. Einem Bericht des "National Catholic Register" zufolge habe der Vatikan seine Anweisung an Festing, nicht an der Wahl teilzunehmen, zurückgezogen.

"Frieden und Harmonie"

Mitte April hatte der päpstliche Delegat, Erzbischof Angelo Becciu, Festing in einem Brief aufgefordert, der Wahl fernzubleiben, da diese in "Frieden und Harmonie" ablaufen soll. Der zurückgetretene Malteser-Chef wurde in dem Schreiben auch an seine Gehorsamspflicht gegenüber dem Heiligen Stuhl erinnert.

Festing hatte im Jänner auf päpstlichen Druck infolge eines Machtkampfes mit dem Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager, zurücktreten müssen. Boeselager war von Festing im vergangenen Dezember wegen einer Affäre um die Verteilung von Kondomen durch ein Hilfsprojekt des Ordens in Asien entlassen worden. Die Rücktrittsaufforderung an Boeselager war vom Botschafter des Vatikans, Kardinalpatron Raymond Leo Burke, ausgesprochen worden, wie Großkomtur und nunmehriger interimistischer Ordenschef Ludwig Hoffmann-Rumerstein im Interview mit dem STANDARD sagte. Eine vom Vatikan eingesetzte Untersuchungskommission wurde vom Großmeister nicht akzeptiert. Der Papst hatte schließlich verfügt, dass Festing zurücktreten solle und Boeselager in seinem Amt wieder eingesetzt wurde.

Erneute Wahl theoretisch möglich

Festing verfügt gemeinsam mit nur rund einem Dutzend weiterer Ritter neben dem aktiven auch über das passive Wahlrecht. Er hat als Professritter die "ewigen Gelübde" der Armut, Keuschheit und des Gehorsams gegenüber dem Papst abgelegt und könnte also theoretisch erneut zum Großmeister gewählt werden. Um selbst abstimmen zu können, ist allerdings die Anwesenheit bei der Wahl vorgeschrieben. Im Orden soll Festing noch immer über einige Unterstützer verfügen. Trotzdem gilt eine erneute Wahl des Briten als sehr unwahrscheinlich und würde einen Affront gegenüber dem Papst darstellen.

Am Mittwoch traf sich Papst Franziskus mit 15 hochrangigen Maltesern, wie eine Sprecherin des Ordens gegenüber dem STANDARD bestätigte. Zum Inhalt und dem Verlauf der Gespräche gibt es jedoch keine offizielle Stellungnahme. Der Papst reist am Freitag nach Ägypten und ist daher während der Wahl nicht in Rom.

Vatikan insolvent?

Der "National Catholic Register" berichtet auch über ein anonymes Schreiben eines Ritters. Darin soll der Vorwurf geäußert werden, der Vatikan habe sich nur auf die Seite Boeselagers und der reichen Ordensmitglieder aus Deutschland gestellt, da er auf finanzielle Hilfe von außen angewiesen sei. "Die deutschen Bischöfe kontrollieren praktisch den Vatikan, da sie so reich sind und der Vatikan so arm", wird aus dem Schreiben zitiert. "In der Tat ist der Vatikan ständig in Gefahr, insolvent zu werden, und wird leicht von den deutschen Bischöfen manipuliert."

Die Malteser blicken auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Der mittelalterliche Ritterorden hat weltweit rund 13.000 Mitglieder, rund 80.000 freiwillige Helfer und 25.000 bezahlte Mitarbeiter, die in diversen Hilfsprojekten tätig sind. (Michael Vosatka, 27.4.2017)