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Die Einheit der Bundeswehr, in welcher der Verhaftete stationiert war, befindet sich in Frankreich.

Foto: REUTERS/Michaela Rehle/File Photo

Erneut sorgt ein ungewöhnlicher Kriminalfall in Deutschland für Aufsehen. Vor kurzem war bekannt geworden, dass ein Mann einen Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus des Bundesliga-Erstligisten von Borussia Dortmund verübt hatte, weil er den Aktienkurs hatte manipulieren wollen.

Nun hat die deutsche Polizei einen Bundeswehrsoldaten festgenommen, der sich auch als Flüchtling ausgab, staatliche Leistungen kassierte und einen Anschlag aus Fremdenhass geplant haben soll. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen von der zuständigen Frankfurter Staatsanwaltschaft erklärte am Donnerstag: "Mir ist so etwas Ähnliches nicht bekannt. Ich denke, das ist auch eine sehr außergewöhnliche Geschichte."

Der Betreffende ist 28 Jahre alt und stammt aus dem hessischen Offenbach. Er wurde während eines Lehrgangs im unterfränkischen Hammelburg, wo er seine Einzelkämpferausbildung absolviert, festgenommen. Stationiert war er im französischen Illkirch im Jägerbataillon 291, einer deutsch-französischen Einheit.

Doppelleben als Flüchtling

Gleichzeitig führte er aber ein "Doppelleben". Er meldete sich unter falschem Namen am 30. Dezember 2015 bei der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im hessischen Gießen und gab sich als syrischer Kriegsflüchtling aus. Im Jänner 2016 stellte er den Asylantrag in Zirndorf (Bayern). Sporadisch hielt er sich auch in der ihm zugewiesenen Flüchtlingsunterkunft auf. Der Mann spricht allerdings kein Arabisch und hat auch keinen Migrationshintergrund. "Warum das nicht aufgefallen ist, vermag ich nicht zu sagen", sagte Oberstaatsanwältin Niesen.

Bei den deutschen Sicherheitsbehörden ist der Mann nicht auffällig geworden, wohl aber bei den österreichischen. Am 3. Februar wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt, als er auf einer Toilette des Wiener Flughafens eine in einem Schacht versteckte Waffe an sich nehmen wollte. "Es war eine geladene Pistole", sagt Staatsanwalt Friedrich Köhl von der Staatsanwaltschaft Korneuburg zum STANDARD.

Gefahr für Passagiere habe "zu keiner Zeit" bestanden, die Pistole Kaliber 7,65 mm sei in einer Toilette vor der Sicherheitskontrolle deponiert worden.

Keine U-Haft verhängt

Der Mann wurde vorübergehend festgenommen, U-Haft wurde nicht verhängt, weil er nicht vorbestraft war und mit einem Verstoß gegen das österreichische Waffenrecht ein eher geringfügiges Delikt vorlag.

Zudem gibt es mit Deutschland ein Rechtshilfeabkommen. Derzeit wird geprüft, ob das in Korneuburg gegen den 28-Jährigen anhängige Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes nach Deutschland abgegeben wird. Aber im Rahmen der Ermittlungen in Österreich wurden dem Mann Fingerabdrücke abgenommen. Diese sollten zu einem syrischen Flüchtling gehören. Das kam der Polizei verdächtig vor, die deutsche Seite wurde informiert.

Deutsche Ermittler belauschten dann Gespräche, die der 28-Jährige mit einem 24-jährigen Freund, einem Studenten aus Offenbach, führte. Es offenbarte sich bei beiden eine eindeutig rechtsextreme und fremdenfeindliche Gesinnung. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Studenten fand sich Sprengstoff, auch der Student wurde verhaftet. In Sicherheitskreisen wird spekuliert, dass der Soldat aus ausländerfeindlichen Motiven als "Flüchtling" getarnt einen Anschlag begehen und glauben machen wollte, dieser sei von einem Flüchtling verübt worden. (Birgit Baumann aus Berlin, 27.4.2017)