Wien – Der Plan der Unido, der Uno-Organisation für industrielle Entwicklung, war durchaus lobenswert. Der Austausch von FCKW-haltigen Kühlgeräten in Afrika sollte gefördert werden. Der für die finanzielle Seite des Programmes zuständige ranghohe Mitarbeiter hatte einen vermeintlich besseren Plan: Er gründete eine Briefkastenfirma und kassierte die Förderung selbst. Das ist der Grund, warum sich Muhammed A. (Name geändert, Anm.) nun vor einem Schöffensenat unter Vorsitz von Stefan Romstorfer verantworten muss.

Der unbescholtene 40-Jährige arbeitete fast 14 Jahre lang als Konsulent im Finanzbereich für die internationale Organisation. Ohne Probleme. Die begannen nach einem längeren Auslandsaufenthalt, wie er erzählt. "Ich bin nach Österreich zurückgekommen, mein zweiter Sohn wurde geboren. Das Verhältnis zu meiner Partnerin wurde aber immer schlechter."

Affäre der Frau

Wie sich herausstellte, hatte die Frau eine Affäre, A. begann zu trinken und hatte schließlich eine Idee. Er dachte, mit mehr Geld könnte er die Beziehung wieder kitten. Da traf es sich gut, dass er die Kühlgeräte-Tauschaktion betreute.

"Ich habe das Prozedere gekannt", verrät er. Er wusste also nach der Gründung seiner Scheinfirma, was in den eingereichten Verträgen stehen muss. Selbst das war teilweise nicht nötig – im Zuge einer Softwareumstellung hatte er das Recht, auf fremde Passwörter zuzugreifen. Eine Möglichkeit, die er teilweise für Freigaben nutzte.

Über 382.000 Euro Schaden

Zwischen Jänner und April 2014 stellte er sechs Rechnungen mit einem Gesamtwert von umgerechnet über 382.000 Euro aus. Die Staatsanwaltschaft hat ursprünglich Untreue angeklagt, da Romstorfer aber herausarbeitet, dass A. überhaupt keine Berechtigungen für die Freigabe der Beträge hatte, wird es nun als schwerer gewerbsmäßiger Betrug qualifiziert.

Nachdem die Sache ein Jahr später aufgeflogen ist, wollte man sie intern bereinigen. "Aber leider hat die Unido es doch an die Polizei übermittelt", bedauert Verteidigerin Marina Baier. Die auch betont, dass ihr Mandant bereits 80 Prozent des Schadens wiedergutgemacht hat und eine Ratenvereinbarung für den Rest abgeschlossen hat. Zusätzlich hat die Unido nun bei seinen beiden Wohnungen und dem Einfamilienhaus im Grundbuch ein Pfandrecht.

Fokus auf den Kindern

"Und wie haben sich die Familienprobleme entwickelt?", fragt der Vorsitzende. "Die Situation hat sich weiter verschlechtert. Der Fokus liegt jetzt auf meinen Kindern", antwortet der Angeklagte, der mittlerweile als Selbstständiger rund 4.500 Euro im Monat verdient.

Bei einem Strafrahmen zwischen einem und zehn Jahren entscheidet sich der Senat nicht rechtskräftig für zwei Jahre bedingt. "Das scheint vielleicht milde", begründet Romstorfer. "Aber man kann Ihnen alle Milderungsgründe zugutehalten, und eine Haftstrafe wäre in diesem Fall wirklich kontraproduktiv, da Sie dann den Schaden nicht gutmachen können." (Michael Möseneder, 27.4.2017)