Man kann es George Sternberg nicht ganz verdenken: So ein Corythosaurus-Schädel ist schon recht fotogen.
Foto: Katherine Bramble

Edmonton – Ein Stück paläontologische Detektivarbeit, das vor ein paar Jahren in Kanada gelang, lassen nun Forscher der University of Alberta im Fachjournal "Cretaceous Research" Revue passieren. Ein fast 100 Jahre lang kopfloses Dinosaurier-Skelett konnte um den fehlenden Teil ergänzt werden.

Kopfjäger

Die Fossilienjäger des 19. und frühen 20. Jahrhunderts trugen oft nur die Prunkstücke ihrer Ausgrabungen davon, erklärt Katherine Bramble von der Uni Alberta den Hintergrund. Begehrt waren beispielsweise Klauen, Schwanzstacheln – und insbesondere Schädel. Bramble spricht wörtlich von "Kopfjagden". Als Folge dieses frühen Fossilien-Goldrauschs stoßen Paläontologen in Nordamerika auch heute noch immer wieder auf kopflose Skelette.

Ein solches war seit den 1990er Jahren eine der Attraktionen des Dinosaur Provincial Park im kanadischen Alberta. Es stammte von einem Corythosaurus, einem über acht Meter langen Pflanzenfresser, auf dessen Schädel ein charakteristischer Knochenkamm ähnlich denen heutiger Kasuare saß.

CSI Kreidezeit

In den frühen 2010er Jahren stießen Wissenschafter auf alte Zeitungsberichte, in denen von einem Fund die Rede war, der mit dem viel später ausgegrabenen Körperskelett in Verbindung gestanden sein könnte. Einer von ihnen stellte einen Bezug zu einem Corythosaurus-Schädel her, den der Paläontologe George F. Sternberg im Jahr 1920 in die Bestände der Universität eingebracht hatte.

Die anatomischen Maße von Schädel und Körperskelett wurden anschließend anhand einer Reihe von Datenpunkten verglichen, bis die Wissenschafter überzeugt waren, dass die beiden Teile zusammengehören. Inzwischen ist der Corythosaurus wieder so vollständig, wie er es zuvor über 70 Millionen Jahre lang gewesen war, ehe Sternberg auf den Plan trat. Der Dinosaurier befindet sich nun in den Räumlichkeiten der Uni Alberta.

Hohe Dunkelziffer

In ihrer aktuellen Studie zu dem 2012 abgeschlossenen Fall verweisen die Forscher darauf, dass es viele solcher Fälle geben dürfte: Tiere, deren Einzelbestandteile auf verschiedene Museen und Institute verteilt sind, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Mit der von ihnen entwickelten statistischen Methode – aber auch anderen, etwa über chemische Analysen des Fossilien umgebenden Gesteins – könnten künftig noch mehr solcher paläontologischer Puzzles gelöst werden. (jdo, 27. 4. 2017)