Der traute Schein trügt. Sonja Pitscheider und Georg Willi sind Kontrahenten im Kampf um die Bürgermeisterkandidatur der Grünen in Innsbruck.

Foto: Innsbrucker Grüne

Innsbruck – Bei den Grünen ist derzeit der Wurm drin. Für Freitagabend hatte man in Innsbruck zur Bezirksversammlung geladen, um den Spitzen- und Bürgermeisterkandidaten für die Gemeinderatswahl 2018 zu bestimmen. Bereits im Vorfeld zeichnete sich eine Kampfabstimmung zwischen zwei Lagern ab. Auf der einen Seite ist die amtierende Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider. Ihr Herausforderer ist der Nationalratsabgeordnete und grüne Verkehrssprecher Georg Willi. Doch am Donnerstagnachmittag kam plötzlich die Absage. Die Abstimmung müsse wegen eines EDV-Fehlers auf 29. Mai verschoben werden.

Nicht alle haben Einladung erhalten

Von den aktuell 431 Mitgliedern, die die Grünen in Innsbruck zählen, hätten rund 30 die Einladung zur Bezirksversammlung nicht rechtzeitig erhalten, heißt es seitens der Parteiführung. Da sich eine sehr knappe Wahlentscheidung abzeichnet, wolle man keine Formfehler und damit eine Wahlanfechtung riskieren.

Hinter den Kulissen sorgt die Kampfabstimmung zwischen Pitscheider und Willi für große Aufregung in der Partei. Die Vizebürgermeisterin schoss bereits mehrfach scharf gegen ihren Kontrahenten und warf ihm unter anderem vor, nur deshalb zu kandidieren, weil sein Nationalratsmandat wackle. Umgekehrt sorgte Willi mit seiner Äußerung, die Zeit sei in Innsbruck reif für einen Wandel, für Aufregung in der eigenen Partei, weil manche das als Kritik an ihre Regierungsarbeit verstanden hatten. Immerhin stellen die Grünen mit Pitscheider die Vizebürgermeisterin und sind Partner in der Viererkoalition aus Für Innsbruck, SPÖ und ÖVP.

Mitgliederzahl um ein Viertel gestiegen

Angesichts der verhärteten Fronten zwischen den beiden Lagern wird seit Monaten hinter den Kulissen für die Kampfabstimmung mobilisiert. So wuchs die Mitgliederzahl der Innsbrucker Grünen im Vorfeld um ein ganzes Viertel. Stimmberechtigt sind Neumitglieder, die bis 10. März ihren Beitrag eingezahlt haben. Wer schon einmal als Mitglied registriert war, kann aber auch einfach zur Abstimmung kommen und dort seinen Beitrag einzahlen. Für Nervosität sorgte dem Vernehmen nach, dass im Lager von Willi sehr erfolgreich Mitglieder mobilisiert wurden, während die Stimmenbeschaffung aufseiten Pitscheiders weniger erfolgreich gelaufen sein soll.

Willi gilt als bürgerlicher Grüner und genießt in Innsbruck relativ große Beliebtheit, auch über die Parteigrenzen hinweg. Beobachter gestehen ihm bei der Wahl im April 2018 reelle Chancen zu, erster grüner Bürgermeister einer Landeshauptstadt zu werden. Pitscheider hingegen ist keine echte Sympathieträgerin und hatte während ihrer Amtszeit als Vizebürgermeisterin zudem sehr unpopuläre Entscheidungen umzusetzen. So werden das neue Konzept zur Parkraumbewirtschaftung und das neue Müllsammelsystem – beides Aufregerthemen in Innsbruck – ihr zugerechnet. Am 29. Mai will man nun erneut zur Bezirksversammlung und Kampfabstimmung rufen. (Steffen Arora, 27.4.2017)