Bisher ging man bei der Heliosphäre von einer langgezogenen Form aus (rechts). Die aktuelle Studie legt dagegen nahe, dass die Plasmablase rund um die Sonne annähernd kugelförmig ist.

Illustr.: Kostas Dialynas et al. (links)/Nasa (rechts)

Athen – Bislang galt als mehr oder weniger gesichert, dass der Einflussbereich der Sonne, die sogenannte Heliosphäre, im All einen langgezogenen Schweif bildet. Möglicherweise ist diese Vorstellung jedoch falsch: Eine aktuelle Auswertung von Beobachtungsdaten mehrerer Raumsonden legt nämlich nahe, dass die Plasmawolke rund um unser Zentralgestirn in Wahrheit die Gestalt einer annähernd symmetrischen Kugel besitzen könnte.

Die Heliosphäre beschreibt jenen Raum, in dem das Magnetfeld unserer Sonne und der vom Sonnenwind gebildete Teilchenstrom wirksam sind. Die äußerste Grenze der Heliosphäre heißt Heliopause und liegt in rund 110 bis 150 Astronomischen Einheiten Distanz von unserem Heimatstern (dies entspricht 15,5 bis 22,5 Milliarden Kilometern). An der Gestalt der Heliosphäre bestand bis vor kurzem eigentlich kaum ein Zweifel: Astronomen stellten sich diesen Bereich tropfenförmig vor, der in einem länglichen, kometenartigen Plasmaschweif ausläuft.

Kaum schweifartige Strukturen

Nun berichten jedoch Forscher um Kostas Dialynas von der Universität Athen im Fachjournal "Nature Astronomy" von Hinweisen darauf, dass die Heliosphäre annähernd kugelförmig ist. Die entscheidenden Daten lieferten die Nasa-Sonde Cassini sowie die beiden Voyager-Sonden. "Unsere Resultate zeigen deutlich, dass die Sonne eine diamagnetische, kugelförmige Heliosphäre mit nur wenigen schweifartigen Strukturen besitzt", meint Dialynas.

Sollten sich diese Ergebnisse bestätige, hätten die Wissenschafter endlich eine Erklärung für einige ungewöhnliche Messungen der Voyager-Sonden, die derzeit am Rande der Heliosphäre bzw. – im Fall von Voyager 1 – jenseits davon unterwegs sind. Die seit mittlerweile 40 Jahren aktiven Instrumententräger haben an der Grenze zwischen Heliosphäre und interstellarem Raum merkwürdige Turbulenzen festgestellt. Zugleich weisen die Daten darauf hin, dass das interstellare Medium dichter ist als die bislang gültige Theorie dies vorhersagen würde.

Interstellares Magnetfeld macht Druck

Dialynas und seine Kollegen erklären sich die kugelförmige Gestalt der Plasmasphäre rund um die Sonne durch ein unerwartet starkes interstellares Magnetfeld, das den Schweif der Heliosphäre entsprechend verformen würde. Um ihre Annahmen zu bestätigen, wollen die Astronomen weitere Messungen analysieren. Insbesondere die 2008 gestartete Nasa-Sonde Interstellar Boundary Explorer (IBEX) könnte dafür wichtige Daten liefern. (red, 1.5.2017)