Welche Erwartungen haben Absolventen an künftige Arbeitgeber? Was ist ihnen beim Einstieg in die Arbeitswelt wichtig? Im Vergleich zum Vorjahr gibt es kaum Unterschiede. Wertschätzung der Mitarbeiter, attraktive Arbeitsaufgaben, persönliche Entwicklung und gute Karriereperspektiven liegen ganz vorne.

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Der Großteil der Befragten erwartet sich, die Arbeitszeit frei einteilen zu können. – also mitunter auch am Wochenende und in den Abendstunden zu arbeiten und dafür an anderen Tagen kürzertreten zu können. Dafür würden viele auch Abstriche beim Gehalt in Kauf nehmen – hier liegen die durchschnittlichen Erwartungen zwischen 35.000 und 37.000 Euro brutto pro Jahr.

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Jedes Unternehmen will sie, aber sie zu bekommen ist schwer, denn sie sind ein knappes Gut – die Rede ist nicht von trendigen Büromöbeln zur Verschönerung der Großraumbüros, sondern von bestens qualifizierten Absolventen. Genauer gesagt sind es die sogenannten Digitals – zumindest wenn man sich am Graduate-Barometer von Trendence mit 31 teilnehmenden Hochschulen und 12.000 Antworten aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Technik orientiert. "Damit gemeint sind Studierende, die digitale Tools oder Onlinekanäle entwickeln und pflegen, auch mit Hardware hantieren, die ihren Lebensalltag digital und online tracken und optimieren und sich online fortbilden", heißt es seitens des Instituts für Employer-Branding. Um Absolventen einteilen zu können, wurde ein Katalog mit 17 Kriterien entwickelt – wer mindestens sieben dieser Punkte erfüllt, darf sich als Digital bezeichnen.

Wenn man so will, sind Digitals also die neuen High Potentials. Sie haben laut Auswertung nicht nur die digitalen Skills, sondern auch bessere Englischkenntnisse, mehr praktische Erfahrung, zeigen soziales und politisches Engagement, sind belastbarer, flexibler und leistungsbereiter. Sie sind bereit, mehr zu arbeiten als die Non-Digitals, wollen dafür dann aber auch entsprechend mehr verdienen. Und: Sie wollen vergleichsweise mehr Führungsaufgaben übernehmen.

Talente sind knapp

Unternehmensvertreter dürften sich bei diesen Beschreibungen schon die Hände reiben, allerdings gibt es ein paar große Aber: Nur ein Drittel der Absolventen der Wirtschaftswissenschaften (38 Prozent) und knapp die Hälfte derjenigen mit Technikstudium (46 Prozent) erfüllt die Kriterien, Digitals wollen außerdem doppelt so häufig ein Start-up gründen und suchen öfter nach Jobs im Ausland. Sie sind zudem in vielen Fällen bereits frühzeitig vergeben.

So viel zu den Aussichten für die Arbeitgeber. Aber was wünschen sich eigentlich die Absolventinnen und Absolventen bezüglich künftiger Arbeitgeber? Bei den Top-Unternehmen liegen die üblichen Verdächtigen vorne: Red Bull, BMW und Google bei den Wirtschaftswissenschaftern. Der Suchmaschinen-Riese liegt auch bei den Technikern ganz vorne, BMW und Siemens landen auf den weiteren Stockerlplätzen.

Obwohl im Ranking der Arbeitgeber bei den Wirtschaftswissenschaftern mit der Europäischen Kommission, dem Außenministerium, der Wirtschaftskammer und der Nationalbank der öffentliche Sektor die Top Ten dominiert, sieht Trendence die größte Beliebtheit bei der Beratungsbranche: Die entsprechenden Arbeitgeber sind im Ranking gestiegen, auch weil laut Befragungsergebnissen Absolventen die Karriereoptionen in einem Unternehmen immer wichtiger werden und die Beratungen mit einer schnellen Karriere locken. Bei den Technikern ist die Chemie- und Pharmabranche am beliebtesten, was den Jobeinstieg nach dem Studium betrifft. Anders sieht es aus, wenn die Unterscheidung in Digitals und Non-Digitals getroffen wird: Hier sei die Zahl der Digitals im Bewerberpool unterdurchschnittlich – Konsumgüterindustrie, IT-Dienstleistungen und die Elektronikbranche sorgen hier für größeres Interesse.

Freie Zeiteinteilung wichtig

Geht es darum, worauf bei der Auswahl eines möglichen Arbeitgebers geachtet wird, liegen bei allen Absolventen Wertschätzung der Mitarbeiter, attraktive Arbeitsaufgaben, persönliche Entwicklung und gute Karriereperspektiven ganz vorne. Eine gute Work-Life-Balance sei laut Trendence-Daten für den Großteil wichtiger als die Sicherheit der Anstellung oder auch ein hohes Einstiegsgehalt. An letzter Stelle steht für die Absolventen Status und Prestige.

Dass vor allem bezüglich der Arbeitszeit Selbstbestimmung als sehr wichtig erachtet wird, illustriert auch, dass nur ein Fünftel folgende Aussage ablehnt: "Ich erwarte, meine Arbeitszeiten frei einteilen zu können." Auch die Aussage "Ich möchte meine Arbeitszeit frei einteilen können – also auch am Wochenende und in den Abendstunden arbeiten und dafür an anderen Tagen kürzertreten" erfährt nur sehr wenig Ablehnung.

Apropos Arbeitszeit: Die erwartete Wochenarbeitszeit liegt für alle Gruppen knapp über 40 Stunden – bei den Digitals gibt es mit 43,4 Stunden den höchsten Wert. Auch die Vorstellungen zum Jahresgehalt liegen bei dieser Kohorte am höchsten: Mit durchschnittlich 37.100 Euro wird hier gerechnet – bei Wirtschaftsabsolventen ist es mit 35.400 Euro pro Jahr aber nicht viel weniger. Bezüglich Ort haben die Absolventen keine besonderen Wünsche. (lhag, 29.4.2017)