Als Gladiatoren verkleidete Typen, die sich gegen Entgelt ablichten lassen, dürfen weiter Roms Innenstadt schmücken.

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Metropolen tun gut daran, sich mit lebenden Künstlern und mit ihren historischen Größen gut zu stellen. In Wien wurde diese Disziplin bis dato – bei Geschäften mit Vergangenem immerhin – zum Vorteil des Kontostands beherrscht. Nun könnten jedoch Probleme drohen. Es geraten jene fleißigen Männer, die – unter Mozartperücken schwitzend – Wienbesuchern Konzertkarten anbieten, unter Bürgerdruck. Ihre Überredungskünste würden immer öfter als handgreifliche Belästigung empfunden. Es drohen quasi Entkleidung und Verbannung, was katastrophal wäre – hier möge die Weisheit der Ewigen Stadt zum Vorbild aufsteigen!

Als Gladiatoren verkleidete Typen, die sich gegen Entgelt ablichten lassen, dürfen nämlich weiter Roms Innenstadt schmücken. Ein zorniges Komitee der Schaukämpfer zog vor Gericht. Und dieses schmetterte die Verordnung von Bürgermeisterin Virginia Raggi ab, mit der die Kämpfer aus der Umgebung von Kolosseum und Forum Romanum verbannt werden sollen.

Natürlich müssen Ehrenregeln gelten. Die Steuer zahlenden, Lizenz besitzenden Darsteller der Totgeweihten dürfen niemanden zum Duell fordern, der für Fotos nicht zahlen will. Ob sie eine Registrierkassa besitzen oder nicht – die Geschäftsregeln müssen sie ja vor dem Knipsen erklären. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, kläglichen Wachstums, Wegrobotisierung und Wegdigitalisierung von Arbeit sollten jedenfalls die Schleusen für solch neue Berufe offenbleiben. Und wenn Rom Gladiatoren verträgt, sollte Wien doch ein paar Mozarts aushalten, wenn nicht gar pragmatisieren. (Ljubisa Tosic, 29.4.2017)