Wien/Linz – Ein Video der Arbeiterkammer Oberösterreich sorgt für Diskussionen. Es zeigt einen ignoranten Chef, der sich nur um seine Boni, nicht aber um seine Mitarbeiter schert. Dagegen soll die Neuausgabe der AK-Leistungskarte helfen. Wirtschaftskammer, Hoteliervereinigung und ÖAAB sind darüber empört, AK-Präsident Johann Kalliauer weist das als "künstliche Aufregung" zurück.

In dem Video, das auf der AK-OÖ-Website abrufbar ist und in Kinos läuft, rappt ein Chef. Er bezeichnet sich als Narziss und als verantwortungslos. Er verlangt, die Firma müsse noch schlanker werden, auch wenn die Mitarbeiter dabei noch kranker werden. Das sei das Gesetz des globalen Dschungels. Ein Champagnerglas schmeißt er hinter sich, er wirft mit Banknoten um sich, einen Schein steckt er einer schwangeren Mitarbeiterin in das Dekolleté, entzieht ihr die AK-Leistungskarte und wirft sie weg. Die Karte landet auf dem Boden, darauf rutscht er aber aus. Präsident Kalliauer hebt sie auf und sagt: "Wenn Arbeitnehmer zu Marionetten von Superreichen werden, dann hilft nur eins: die Leistungskarte der Arbeiterkammer."

Arbeiterkammer Oberösterreich

Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, und der oberösterreichische Präsident Rudolf Trauner bezeichnen das Video als "Unternehmerbashing übelster Sorte". Es handle sich um eine primitive Hetze gegen Arbeitgeber und ein "übles Klassenkampfvideo des AK-Präsidenten, vor dem es auch Karl Marx ekeln würde". Eine Entschuldigung sei angebracht. Zudem fordern sie, die Ausstrahlung des Videos sofort einzustellen. Das Präsidium der Wirtschaftskammer Oberösterreich sei zudem fest entschlossen, "diesen unsauberen Aktivitäten nicht mehr tatenlos zuzuschauen", teilte die Kammer am Freitag mit. Die Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung werde in Oberösterreich vorerst ausgesetzt.

"Entgleisung" der Arbeiterkammer

Ähnlich äußert sich die Österreichische Hoteliervereinigung. Deren Präsidentin Michaela Reitterer bezeichnet den Spot als "Hate-Video" und "Entgleisung". Dank Verfassungsrangs müsse sich die AK auch nicht dafür rechtfertigen, aber das Video solle vom Netz genommen werden. Auch die ÖAAB-Vertreter in der Arbeiterkammer zeigen sich in einer Aussendung verärgert: "Schade und unverständlich, tolle AK-Leistungen so primitiv zu vermarkten", kommentiert AK-Vizepräsident Helmut Feilmair.

Kalliauer versteht die Kritik nicht. Es sei nicht beabsichtigt, jemand mit dem Spot anzugreifen oder pauschal zu verunglimpfen. Er sei nur als lockere Bewerbung der Leistungskarte gedacht. Er finde es spannend, wer sich nun als "Superreicher" angesprochen fühle. Es gebe eine "künstliche Aufregung". Der Spot werde uminterpretiert in einen Pauschalangriff auf Unternehmer. Er wüsste auch nicht, wo er sich entschuldigen sollte. Allerdings würden ihm sehr schnell multinationale Konzerne einfallen, die sich so wie im Film gezeigt verhalten. (APA, 28.4.2017)