"Auch bei den Pflanzen stammen 75% nicht von hier. Die Forsythie, der Flieder, die Marille." Nur bei Türken, Afghanen, Afrikanern stört ihn das Fremde: Innenminister Wolfgang Sobotka in der "Krone bunt".

Foto: Faksimile Krone Bunt

Das Gute: Armin Wolf geht es noch nicht so schlecht wie vielen der türkischen Kollegen. Sein Glück wird vielleicht sein, dass der Niederösterreicher mit dem leicht erdoganesken Verständnis, in welcher Haltung man sich einem gesalbten Landeshauptmann als Interviewer zu nähern habe, sich definitiv auf das Fahrrad und die ihm gewidmete Stiftung zurückgezogen hat. Doch um aufzuatmen, ist es zu früh.

Denn der Abschied, mit dem sich Erwin Pröll im ORF-Interview ein paar Tage nach den Iden des März von den Heerscharen seiner Bewunderer huldvoll zu verabschieden und in die Vergöttlichung des Polit-Rentners aufzusteigen gedachte, litt deutlich unter dem Mangel an Devotion, mit dem Wolf die Proskynese frech verweigerte.

Ein wenig öffentliche Aufmerksamkeit abstauben

Die fassungslose, aber immerhin offen an den Tag gelegte Empörung des in seiner Stifterehre Gekränkten wäre mit seinem Abgang zu verkraften gewesen, drängten sich nicht in seinem Windschatten kleinere Geister heran, die glauben, durch Hingabe im Nachhinein ein wenig öffentliche Aufmerksamkeit abzustauben, indem man sich für die Dämpfung eines allzu forschen journalistischen Elans starkmacht.

Etwa so wie im "Profil", wo der ORF-Online-Chef niederösterreichischer Herkunft Thomas Prantner pädagogisch zu Protokoll gab: Politiker müssen sich kritische Fragen gefallen lassen, es kommt aber immer auf Ton und Stil der Fragestellung an - jedenfalls soweit Ton und Stil der Fragestellung dem entspricht, was der Politiker gefragt werden will. Das Bekenntnis zu kritischem und investigativem Journalismus heißt aber nicht, dass jeder machen kann, was er will.

Top!, fand Jeannée

Prantners Intervention gegen einen Journalismus, der macht, was er will, wurde umgehend honoriert mit einer Post von Michael Jeannée in der Zeitung, in der kein Journalist es je wagte, zu machen, was er, dafür umso untertäniger zu machen, was immer der Eigentümer belobhudelt oder verteufelt haben will. Top, Thomas Prantner! gratulierte Jeannée und zauberte einen ORF-Whistleblower aus dem Hut, der ihm die Ohrenbläserei hausinterner Seminare unter der Leitung einer deutschen Dame zuteilwerden ließ, die als Zweck und Ziel ihrer Interview-Technik für Fortgeschrittene das Verhindern rechter Politik und deren Proponenten angibt. Zu diesem Zweck müsse man die jeweiligen Interview-Partner in die Enge treiben und sie so befragen, dass sie schlecht aussehen. Und wer – einmal darf geraten werden – ist dafür das leuchtende Vorbild?

Leider hat Wolf bei Erwin Pröll mit dem Verhindern rechter Politik und deren Proponenten etwas spät angefangen, aber das kommt davon, wenn man die politische Ertüchtigung von ORF-Interviewern deutschen Damen überlässt. Dann muss man es auch einem Prantner überlassen, erstmals klare und mutige Worte zu Armin Wolfs unerträglichem Interview-Stil zu finden. Ein Platz in der Heldengeschichte des ORF ist ihm damit sicher.

Der wilde Gärtner

Wer unter dem Wirken des journalistischen Folterknechts Wolf leidet, wird bei einem Moralisten wie Jeannée Erquickung finden. Aber auch der Quäler selber könnte endlich aus der "Krone" lernen, wie man Interviews macht, bei denen Ton und Stil der Fragestellung im Sinne der Obrigkeit beachtet werden.

Ein letztes Beispiel dafür ist das aufwühlende Gespräch mit dem Innenminister, das dort Sonntag veröffentlicht wurde. Die " Kronen Zeitung" hält sich ja seit Jahren einen Leib-Niederösterreicher, nur dass die Radlbrunner Version umständehalber durch eine aus Waidhofen an der Ybbs ersetzt wurde, wenn man von der eingeschobenen neuen Landeshauptfrau absieht.

Kein TV-Studio wie ein Verhörraum, wo die Krone stilistisch einwandfrei interviewt. Nein, in der Ecke thront friedlich eine Madonna und mahnt still zur Einkehr; zu seinen Füßen tanzen kleine Steinmännchen Ringelreih. Der Umtanzte ist Vater von 8 Kindern, Dirigent & Gärtner. Er jätet & buddelt meist nachts mit Stirnlampe, womit er für mehr Erleuchtung sorgt als in seiner Flüchtlingspolitik. "Auch bei den Pflanzen stammen 75% nicht von hier. Die Forsythie, der Flieder, die Marille." Nur bei Türken, Afghanen, Afrikanern stört ihn das Fremde.

Und dann passiert's. "Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt ist der da auch schon", springt der wild gewordene Gärtner auf. Auslöser des plötzlichen Unmutsanfalles ist der "indische Knöterich". Also keine Gnade, als Neophyt wird er ratzfatz ausgerissen. Ja, vom Stil der "Krone" könnte Armin Wolf noch viel profitieren. (Günter Traxler, 29.4.2017)