Wien – Da sieht man wieder einmal: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (Aristoteles). Die Teile, die sind hier: ein Kombi, (außen) nicht zu groß, (innen) nicht zu klein. 1,6-Liter-Diesel mit 115 PS. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Mordstrummtastbildschirm in der Mitte. Auto lackiert in der Nachtfarbe aller Katzen: grau. Lenkt dorthin, wohin man will. Federt straff, dennoch komfortabel. In kaum einem der Teile dramatisch überragend. Vorne dabei, das schon, aber selten in einem Punkt die absolute Spitze der Fahrzeugklasse markierend. Und die Summe? Ein Golf. Unschlagbar im Gesamtkonzept. Seit Jahrzehnten schon.

Foto: Andreas Stockinger

Jetzt stand die Modellpflege des VIIers an, und neben dem üblichen Feinschliff hat VW sich vor allem auf den nächsten Sprung in Sachen Vernetzung konzentriert.

Sprach- und Gestensteuerung

Dazu reicht man – gegen Aufpreis, versteht sich – einen auf 9,2 Zoll angewachsenen Bildschirm, dessen Rahmung auf Klavierlack hinter Glas macht, wie bei Smartphones. Sieht edel aus und spielt technisch alle Stücke, bis hin zur Gestensteuerung (Technikfreaks werden entzückt sein; die Anderen warten besser auf die nächste Generation): Radio, Medien, Handyverbindung, Sprachsteuerung in der Favoritenleiste links, rechts Navi, Applikationen, Autozustandsbericht, Menü. Die häufigst gebräuchlichen Funktionen hingegen sind am Lenkrad abrufbar.

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Ja, und das große mittige Display zeigt auch gleich ein Manko auf, das fast alle Touchscreens teilen. Zeichneten sich die bisher bei VW-Skoda-Seat gebräuchlichen dadurch aus, dass es am unteren Rand eine etwa einen Zentimeter tiefe Leiste gab, wo man die Finger auflegen konnte, und es somit eine gewisse Stabilisierung bei der Motivwahl gab, fällt das nun weg. Wie bei Renault, Jaguar, Volvo und Konsorten pendelt der Finger während der Fahrt in der Luft, und trotz helfendem Näherungssensor bleibt Treffen Glückssache. Das lenkt enorm vom Verkehrsgeschehen ab, was es doch grundsätzlich zu vermeiden gilt.

Foto: Andreas Stockinger

Gut. Zum Ausgleich schafft die Autozunft ja die ganzen teilautonomen Fähigkeiten, Spurhalter, adaptiver Tempomat, Notbremsfunktionen, all das auch im Golf, das reduziert (sofern aktiviert) die Gefahr dann wieder.

Foto: Andreas Stockinger

Am Konzept Golf Kombi ändert sich sonst wenig. Viel und enorm variabel nutzbarer Raum, Rückbank 60:40 umlegbar – auch vom Kofferraum aus. Der 115-PS-Motor passt gut zum Auto. Was einst der 1,9 TDI mit 90 PS war, ganz am Anfang des Dieselbooms, wäre jetzt der 1,6er. Kennzeichen: akustisch unauffällig, spritzig im Antritt, überschaubar durstig. (Andreas Stockinger, 4.5.2017)

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