Linz – Ein umstrittener Villendeal sorgt weiterhin für eine Diskussion in der börsennotierten Linz Textil AG. Minderheitsaktionäre fordern unter Berufung auf einen Prüfbericht die Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern in der für 10. Mai anberaumten Hauptversammlung.

Ruf nach Sonderprüfung

Der Kauf einer Villa, deren Sanierung durch die börsenotierte Linz Textil und der spätere Verkauf an die Familie des Vorstandsvorsitzenden sorgt bei den Minderheitsaktionären bereits seit längerem für Unmut. Die Villa wurde einer Pensionistin für 780.000 Euro abgekauft. Danach habe das Unternehmen fast eine Million Euro in die Renovierung gesteckt. 2011 sei die Liegenschaft um fast 990.000 Euro an die Frau des damaligen Vorstandsvorsitzenden Dionys Lehner verkauft worden. Der Vorstandsdirektor habe sich ein Wohnrecht einräumen lassen, seine Kinder seien dem Kaufvertrag beigetreten. Daraus ergebe sich ein rechnerischer Verlust für das Unternehmen von zumindest 790.000 Euro, lautete die Kritik. Deshalb verlangten die Minderheitsaktionäre in der Hauptversammlung im Mai 2016 auch eine Sonderprüfung.

Dem widersprach Lehner damals: Er versicherte, die Transaktion habe "materiell klare Vorteile für Linz Textil gebracht" und konterte mit einem eigenen Antrag auf Sonderprüfung. Der aktuelle Vorstand der AG, dem Lehner seit Ende 2016 nicht mehr angehört, liest aus dem inzwischen vorliegenden Prüfbericht ab, es bestünde keine Veranlassung, bilanzielle Maßnahmen zu setzen. Das Thema steht auf der Tagesordnung der Hauptversammlung.

Rücktritt

Die Minderheitsaktionäre stellten ergänzend den Antrag auf Abberufung von zwei Aufsichtsratsmitgliedern. Unter Berufung auf den Bericht werfen sie ihnen schwerwiegende Pflichtverletzungen zum Nachteil der Gesellschaft vor. Einer der beiden legt allerdings ohnehin sein Amt im Aufsichtsrat zurück.

Obendrein trat der Aufsichtsratsvorsitzende "aus Gründen persönlicher und zeitlicher Überlastung" schon per 9. März – noch vor dem mit 28. März datierten Prüfbericht – zurück. Sein Mandat wurde danach neu besetzt. Das Aufsichtsorgan setzte sich bisher aus mindestens drei von der Hauptversammlung gewählten Mitgliedern zusammen, künftig sollen es fünf sein. Deshalb kandidieren bei der Hauptversammlung gleich drei Personen für je einen Sitz. Darunter befindet sich Dionys Lehner. (APA, 2.5.2017)