Exeter – Zebramangusten, die als Mungos zur erweiterten Katzenverwandtschaft gehören, leben in weiten Teilen Subsahara-Afrikas. Dieses Verbreitungsgebiet, das Savannen ebenso umfasst wie Wälder, ist weit genug gesteckt, dass sie nicht zu den bedrohten Arten zählen.
Die graubraun gefärbten und (Schwanz nicht mitgerechnet) 30 bis 40 Zentimeter langen Tiere ernähren sich von Insekten und kleinen Wirbeltieren. Sie leben in Kolonien, die im Schnitt ein bis drei Dutzend Tiere umfassen und unterirdische Baue bewohnen – gerne wird dabei auch auf solche zurückgegriffen, die andere Tierarten angelegt haben.
Kehraus
Wie groß eine Kolonie wird, hängt nicht zuletzt vom Nahrungsangebot im jeweiligen Gebiet ab. Manchmal wächst sie zu stark – dann wird es selbst für so soziale Tiere wie Zebramangusten Zeit, einige Mitglieder zu vertreiben. Nach welchem System die Gemeinschaft dabei ihre Opfer aussucht, berichten Forscher der Universität Exeter im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Wie die Forscher um Faye Thompson feststellten, spielt der Verwandtschaftsgrad dabei eine Rolle – aber anders als gedacht. Verblüfft stellten die Forscher bei ihren Beobachtungen in Uganda fest, dass die dominanten Tiere einer Gruppe nicht als erste diejenigen rausschmeißen, mit denen sie am entferntesten verwandt sind. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Sie zielen bevorzugt auf eng mit ihnen verwandte Weibchen ab.
Der Auswahlfaktor
Den Grund dafür glaubt Thompsons Team auch durch Beobachtungen festgestellt zu haben – und er ist so pragmatisch, dass es ans Zynische grenzt. Massenvertreibungen in Zebramangustenkolonien sind hochgradig gewaltsame Ereignisse, bei denen es zu zahlreichen Verletzungen und manchmal auch zu Todesfällen kommt. Sie kosten also auch diejenigen Tiere, die zurückbleiben.
Deshalb stürzen sich die "Platzhirsche" bevorzugt auf diejenigen Artgenossen, die sich weniger wehren. Und eng mit ihnen verwandte Weibchen ergeben sich schneller. Sie sind laut Thompson weniger gewillt, um jeden Preis zurückzuschlagen, als Tiere, die kein enges Verwandtschaftsverhältnis mit den dominanten Koloniemitgliedern verbindet. Thompsons Kollege Rufus Johnstone verweist darauf, dass die Tiere offenbar den zu erwartenden Widerstand antizipieren können und ihr Verhalten darauf einstellen.
Immerhin ein Trost bleibt: Das "Kalkül", das die Zebramangusten hier im Verlauf ihrer Evolution entwickelt haben, ist milde genug, dass es nur Tiere betrifft, die alt genug sind, um auch auf sich gestellt überleben zu können. Jüngere Weibchen bleiben – obwohl ja noch weniger wehrhaft – von den Massenvertreibungen in der Regel verschont. (red, 7. 5. 2017)