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Ein echtes Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un könnte einem ihrer Doppelgänger in Hongkong folgen.

Foto: AP / Kin Cheung

War es ein peinlicher Ausrutscher oder vielleicht ein gelungener Coup? Oder einfach nur das Statement eines Mannes, der gern für Schlagzeilen sorgt? Seit Donald Trump seine Bereitschaft zu einem Gipfel mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un erkennen ließ, debattiert die US-Politik über den Sinn der Offerte.

"Wenn es für mich angebracht wäre, ihn zu treffen, würde ich es durchaus tun, es wäre mir eine Ehre", hatte der US-Präsident am Montag der Nachrichtenagentur Bloomberg erklärt. "Die meisten politischen Leute würden das niemals sagen", doch er sei dazu bereit. Zwar bemühte sich sein Sprecher hinterher, die Aussage zu relativieren. Bevor eine solche Begegnung überhaupt möglich sei, müsste Nordkorea ernsthaft an die Verschrottung seines Atomwaffenarsenals denken, sagte Sean Spicer. Es ändert nichts am Wirbel, den der Vorstoß ausgelöst hat.

Trump, so sehen es Asienexperten in Washington, wollte einen Versuchsballon steigen lassen. In der jüngeren Geschichte haben amtierende US-Präsidenten noch nie einen nordkoreanischen Machthaber getroffen. Der Präsident will Kim in der Krise ein Stück Zuckerbrot in Aussicht stellen, statt ihn mit der Peitsche vollends in die Ecke zu drängen. Trump riskiere eine unangemessene Aufwertung des Autokraten, warnt dagegen Christopher Hill, ein früherer Botschafter der USA in Seoul. Kim Jong-un wäre wahrscheinlich entzückt, stünde er bei einem Gipfel im Rampenlicht.

Andererseits war es Trump, der mit riskanten Schritten die Spannungen in Ostasien anheizte. Mit seiner Billigung stationierte die US-Armee ein Raketenabwehrsystem in Südkorea, worin China eine Provokation sieht. Dann wieder forderte er die Regierung in Seoul auf, eine Milliarde Dollar für das System zu bezahlen, nur um es darauf zurückzunehmen.

Dass er Gesprächsfäden knüpfen wolle, hatte Trump schon im Wahlkampf betont. Er würde gern einen Hamburger mit Kim essen, hieß es damals. Es passt zu Trumps wiederkehrender Bewunderung für starke Männer.

"Helles Köpfchen" Kim

Nordkoreas Diktator etwa lobte er neulich mit den Worten, der junge Mann scheine ein "helles Köpfchen" zu sein, sonst hätte er sich kaum so lange an der Macht gehalten. Parallel dazu lud er Rodrigo Duterte ins Weiße Haus ein, den Staatschef der Philippinen. Benjamin Cardin, der ranghöchste Demokrat im Auswärtigen Ausschuss des Senats kritisiert das. Wer wie Duterte damit prahle, dass er Tausende, tatsächliche oder vermeintliche Drogendealer, hinrichten ließ, habe eine solche Ehre nicht verdient. (Frank Herrmann aus Washington, 2.5.2017)