Der Fokus liegt künftig nicht auf dem weiteren Ausbau von Dm Bio, sondern auf Hersteller aus Österreich.

Foto: apa/Uli Deck

Wals – Die Drogeriekette Dm, die sich derzeit in einem Rechtsstreit um die Markenrechte mit dem deutschen Bio-Lebensmittelhändler Alnatura befindet, wird die Anzahl der Alnatura-Produkte im Sortiment noch einmal reduzieren. Das erklärte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Dm Österreich habe derzeit noch rund 200 Alnatura-Produkte im Sortiment.

Wegen des Streits rechnet der Chef des Bio-Lebensmittelhändlers Alnatura, Götz Rehn, mit einem vollständigen Lieferstopp seiner Waren an die Drogeriekette Dm, wie er gegenüber der Tageszeitung "Mannheimer Morgen" erklärte. "Dort sind noch maximal 20 Alnatura-Produkte gelistet. Ich denke, dass es auf eine komplette Auslistung hinausläuft", sagte Rehn.

"Attraktives Sortiment"

Laut Unternehmenssprecher von Dm, Stefan Ornig, müssten sich die Angaben Rehns, wonach maximal 20 Alnatura-Produkte gelistet seien, auf Dm Deutschland beziehen. Bezüglich der Listung von Alnatura-Produkten sei es aber nicht die Zielsetzung von Dm, am Tag X bei null zu sein. Im Grunde gehe es darum, den Kunden ein attraktives Sortiment zu bieten.

Wegen der exklusiven Zusammenarbeit sei Alnatura bei Dm Österreich in der Vergangenheit wie eine Eigenmarke behandelt worden, erläuterte Ornig. Nach der Aufkündigung der Zusammenarbeit in der bisherigen Form durch Alnatura-Eigentümer Rehn habe die Gefahr bestanden, dass Alnatura die Belieferung von Dm von heute auf morgen einseitig einstellt. "Darauf musste sich Dm schnellstmöglich mit einer eigenen Marke vorbereiten." Dm habe aus der Not eine Tugend gemacht und Dm Bio aufgebaut.

Änderung der Rahmenbedingungen

"Die geänderten Rahmenbedingungen haben uns außerdem die Möglichkeit gegeben, unser Biosortiment zu regionalisieren. Im Laufe der letzen beiden Jahre wurde ein vielfältiges Angebot an Produkten aus österreichischen Traditions- und Familienbetrieben gelistet, in vielen Fällen handelt es sich um Produkte in Reformhausqualität", erklärte Ornig.

Seit dem Launch von Dm Bio im Frühjahr 2015 seien rund 425 Produkte der Marke gelistet worden, so der Sprecher. "In vielen Fällen blieben die vergleichbaren Alnatura-Produkte vorerst parallel im Regal, um den Kunden eine Wahlmöglichkeit zu bieten. Letztlich hat sich herausgestellt, dass die Konsumenten Dm Bio eindeutig den Vorzug gegeben haben."

Aktuell liege der Fokus im Dm-Sortiment allerdings nicht auf einem weiteren Ausbau von Dm Bio, sondern bei Produkten von österreichischen Herstellern wie beispielsweise der Genussmanufaktur Lukashof aus Grafendorf, Bio-Lutz aus Wieselburg oder Lemberona in St. Pölten. "Dieser Österreich-Schwerpunkt wird die Folge haben, dass sich die Anzahl der Alnatura-Produkte im Dm-Sortiment noch einmal reduzieren wird", erläuterte der Unternehmenssprecher.

Eigene Bio-Linie

Die Drogeriekette Dm hatte nach dem Start der eigenen Biolinie rund 200 Produkte des langjährigen Lieferanten Alnatura aus den Regalen genommen. Alnatura intensivierte daraufhin den Onlinehandel, weitete das Geschäft in Österreich und der Schweiz aus und ging eine Vertriebspartnerschaft mit dem größten deutschen Lebensmittelhändler Edeka ein. Die Zahl der Verkaufsstellen für Alnatura-Produkte im In- und Ausland verdoppelte sich so im Geschäftsjahr 2014/2015 auf 7.500. Seit Mitte 2015 bietet Rewe in Österreich bei Billa und Merkur auch Produkte von Alnatura an.

Im Vertriebsstreit zwischen den Handelsunternehmen Dm in Deutschland und Alnatura hat das Darmstädter Landgericht im Dezember 2016 die Klage der Drogeriekette abgewiesen. Sie darf weiterhin keinen Einfluss nehmen bei der Frage, über welche Handelspartner Alnatura seine Bioprodukte vertreibt. Außerdem muss Dm dem damals nicht rechtskräftigen Urteil zufolge 2,345 Millionen Euro samt Zinsen an Alnatura für einseitig gekürzte Rechnungen nachzahlen. In dem Zivilprozess war es um einen Kooperationsvertrag aus den 1980er-Jahren gegangen, an den Alnatura sich nicht mehr gebunden fühlt. Die Drogeriekette hatte zahlreiche Alnatura-Produkte aus dem Angebot genommen und eine eigene Biolinie eingeführt. Andererseits wollte man dem früheren Partner untersagen, sich neue Partner wie Edeka oder Müller zu suchen. (APA, 2.5.2017)