Foto: Gregor Pirouzi
Foto: Gregor Pirouzi
Foto: Weekday
Foto: Weekday

Pro
von Anne Feldkamp

Jaja, die Bikinifigur. Ihr Ruf könnte nicht schlechter sein. Sie gilt als das unterbelichtete Pendant zum Sixpack, kaum eine Frau will noch mit ihr in Zusammenhang gebracht werden. Bi-ki-ni-fi-gur, das klingt nicht nur i-gitt, das riecht auch nach angestrengtem Baucheinziehen, nach "Brigitte"-Diät, nach Schatzi-ich-mach-das-alles-nur-für-dich.

Bedauerlicherweise ist bei der Bikinifigur Schluss mit ganzheitlichem Denken. Zwischen Köpfchen und Körper, zwischen oben und unten wird klar getrennt. Was Ersterem guttun soll, gilt bei Letzterem als pure Zeitverschwendung: Sprachkurs, Weiterbildung? Un-be-dingt! Bauch, Beine, Po ins Schwitzen bringen? So was Hirnloses!

Einen solch herablassenden Umgang hat die Bikinifigur nicht verdient. Zumal sie zu einer aussterbenden Spezies gehört. Kaum eine Bademodenfirma traut sich in der Werbung noch an die perfekte Bikinifigur ran. Stattdessen sind Dehnungsstreifen, Cellulite und ordentliche Kurven angesagt. Sie gelten gerade als besonders authentisch. Das wollen wir mal sehen. Die Laufsachen sind schon gepackt.

Kontra
von Andrea Schurian

Frühling ist, wenn selbst kluge Frauen ihr feministisches Selbstbild an den Nagel hängen und zum orthodoxen Bikiniglauben konvertieren. Zum Geschlechtervergleich: Männer, für die Sixpack kein Synonym für Bauchmuskeln, sondern für handliche Biertragerln ist, lassen ihr überschüssiges Fett völlig unkomplexiös über den Badehosenrand wabbeln. Nur Frauli soll bitte schön Austria's next Topmodel sein. Mann ist schließlich Sklave seiner Augen.

Also knabbern eh schon hauchdünne Damen (nicht selten fortgeschrittenen Alters) ab Mai höchstens drei Salatblätter pro Hauptmahlzeit, um Sommer, Sonne und den ölglänzenden Herrn ihrer Wahl im Zweiteiler anbeten zu können. Das stresst gewaltig – spezifisch diejenigen, deren Speck hartnäckig an den Hüften haftet.

Aber, liebe Bikinistas: Der Einteiler ist so viel eleganter, nicht nur für schwangerschaftsgedehnte Bäuche, mollige Pöpsche und im Sinken begriffene Dekolletés. Weshalb Badeanzugträgerinnen dem Bikinifimmel (und der prallen Sonne) bloß den Rücken zeigen. Und stattdessen Eis am Stiel genießen. (RONDO, 8.5.2017)