Gemeinsam gärtnern im 7. Wiener Bezirk: Salatpiraten.

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Menschen wollen Beziehungen, sagt Oona Horx-Strathern.

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Dornbirn – Das Vorarlberger Architekturinstitut (VAI) besteht seit 20 Jahren. Zum Jubiläum schenkte der Lichtkonzern Zumtobel, ein langjähriger Förderer des Instituts, einen Blick in die Zukunft des Bauen und Wohnens mit Trendforscherin Oona Horx-Strathern.

Die Zukunftsforscherin lebt mit ihrer Familie in einem Wohnexperiment in der Nähe von Wien. Das "Future Evolution House" hat sie mit Ehemann und Geschäftspartner Matthias Horx als Projekt einer individualistischen und mobilen Familie entwickelt. In Dornbirn setzte sie die eigenen Erfahrungen in Bezug zu Wohn- und Lebenstrends. Durchaus humorvoll, etwa in der Schilderung smarter Technologie. So habe man die Alarmanlage nach mehreren Fehlalarmen durch einen wachsamen Hund ersetzt.

Modular und geteilt

Zukunftsträchtiger als die Überausstattung mit Technik sieht Horx-Strathern die von ihr selbst erprobte modulare Bauweise. Diese entspreche Mobilität, Individualität und sich ändernden Bedürfnissen und Zusammensetzungen einer Familie. Modulbauweise –Strathern-Horx zeigte Beispiele aus Großstädten – könne auch leistbares Wohnen fördern.

Die wesentlichen Trendbezeichnungen im Wohnen und in der Stadtentwicklung hätten ein "Co" vorangestellt – wie Co-Living und Co-Working. Bedenke man, dass 2150 rund 70 Prozent der Menschen in Industrieländern in Single-Haushalten leben werden, werde die Gemeinschaftskultur immer wichtiger. Häuser und Quartiere, die Möglichkeiten der Kommunikation und des Miteinanders bieten, seien gefragt. Gibt es gemeinsam nutzbare Räume, könne die individuelle Wohnung kleiner ausfallen. Horx-Strathern: "Lebensräume sind nicht mehr so sehr durch Quadratmeter definiert, sondern durch die Qualität der geteilten Räume."

Vernetzte Achtsamkeit

"Co-Culture" und "Shareconomy" sind für die Zukunftsforscherin künftige Herausforderungen für die Stadtplanung. Häuser und Stadtviertel sollten so geplant werden, dass sie Möglichkeiten der Begegnung bieten. Denn das Schlagwort "Konnektivität" sei nicht nur als technischer Begriff zu verstehen, bedeute nicht digitale Vernetzung in allen Lebensbereichen. Vielmehr gehe es in der Stadt der Zukunft um Vernetzung im Sinne von Beziehung, um "verbundene Achtsamkeit", so Horx-Strathern. Die baulichen Voraussetzungen für das neue Miteinander müssten Politik und Architektur schaffen. (Jutta Berger, 3.5.2017)